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Berlin: Die große Kauflust

Am Sonnabend ging das Weihnachtsgeschäft dann endlich los. Auf dem Kurfürstendamm halfen erstmals Berater beim Geschenkesuchen

Eine völlig überfüllte Tauentzienstraße, lange Auto-Warteschlangen in der Passauer Straße vor besetzten KaDeWe-Parkhäusern. Die City war gerammelt voll, die Geschäfte gingen gestern so gut wie lange nicht mehr. „Das wird der beste Tag des Jahres“, freute sich Einzelhandelssprecher Nils Busch-Petersen nachmittags, als Schneeflocken die Kaufstimmung noch mehr anheizten. Erstmals waren versuchsweise und vorerst einmalig drei „Shopping Scouts“ auf dem Kurfürstendamm unterwegs. Sie gaben den Suchenden Rat, die noch nicht wussten, was sie schenken sollten.

„Unentschlossene erkennt man schon an der Haltung“, berichtete Psychologiestudentin Charlotte Janitzek. Mit Benjamin Seidel und Nicole Dubiel startete sie im Auftrag der Interessengemeinschaft Kurfürstendamm e. V. die Aktion. Wer mit drei Tüten oder Taschen des Wegs kam, blieb vor den Scouts verschont. Wer aber mit leeren Händen vorbeischlenderte, wurde gern angesprochen.

Zahlreiche Tipps konnten die drei jungen Leute geben: Etwa, wo die passenden Handschuhe oder auch Ketten oder CDs zu finden sind. Viele Passanten hatten eine gewissen Geschenkpanik im Blick. Die Scouts hatten tagelang auf dem Kurfürstendamm recherchiert, um Anregungen geben zu können. Beispielsweise für Schmuck, Uhren, Kleidung, Porzellan und Mode. Gerhard Richter vom neuen Kurfürstendamm-Verein verspricht sich von der Aktion mehr Belebung vor allem des oberen Boulevards.

Die größten Umsätze wurden am letzten Einkaufssonnabend vor Weihnachten wieder einmal auf der Tauentzienstraße und dem Kurfürstendamm bis Ecke Joachimstaler Straße erzielt. Bis etwa zur Uhlandstraße war es trotz einiger leerstehender Ladengeschäfte auch noch recht voll, dann aber wurde der Passantenstrom dünner. Umtost war dagegen der Haupteingang des KaDeWe, das bis 22 Uhr geöffnet hatte. Am großen Portal ging mitunter gar nichts mehr, weil sich Ein- und Ausströmende blockierten. Etliche Touristen gingen nur ins Haus, um sich gegenseitig vor dem großen Weihnachtsbaum zu fotografieren.

Zum Weihnachtstrubel in der City gehörte ein kleines Rahmenprogramm. Zunächst der Weihnachtsmarkt, dann Musik der Heilsarmee, eine kleine Darstellung der Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes oder auch ein rührend unbeachteter Stand der Polizei. Zwei Beamte hatten ein warnendes Schild aufgestellt: „Finger weg vom Hütchenspiel“. Aber Hütchenspieler waren ohnehin weit und breit nicht zu sehen.

Mehr Interesse weckte ein Reisebüro in der Nähe. Hier fanden sich viele Leute ein, die dem Einkaufsgedränge und dem Slogan „Nix wie weg“ nur zu gern gefolgt waren. Am Schaufenster lockten auch schöne Ziele, etwa Fuerteventura für 69 Euro. Abflug in 72 Stunden. Hier kam jede Hilfe von Shopping Scouts zu spät.

Christian van Lessen

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