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Berlin: Die halbe Welt gleich um die Ecke

Tausende sahen sich in Botschaften um

„Ich komme gerade aus Südafrika“, scherzte die junge Frau an der Kreuzung Klingelhöferstraße. Wie die übrigen Passanten im Botschaftsviertel gehörte sie zu den Weltenbummlern, die gestern in Berlin unterwegs waren. Von Südafrika aus zu Fuß nach Ägypten oder nebenan nach Indien – das ermöglichte gestern zum vierten Mal das All Nations Festival in Berlin, an dem sich 27 Botschaften beteiligten. Vor der Ländervertretung Indiens bildeten sich trotz des Regens lange Schlangen – insgesamt wurden für den Sonnabend mehr als 7500 Tickets verkauft. Am „Immigration“Schalter der Inder drückten freundliche Männer in Nationalgewändern den Gästen lächelnd einen Stempel in den Festivalpass. Danach wurde es eng – die einen wollten sich durch das Haus aus indischem Sandstein führen lassen, andere zog es zu Bollywood-Filmen. Nicht nur Frauen ließen sich vorführen, wie man einen Turban oder einen Sari wickelt, andere streckten zwei Inderinnen die Hand hin, damit diese sie mit Henna bemalen. Eine der Malkünstlerinnen machte das gestern „nebenberuflich“; die andere ist Botschaftsangestellte und spricht fließend Deutsch.

Von Indien nach Spanien waren es gestern keine zehn Minuten – Welten lagen trotzdem dazwischen. Anders als im überfüllten Indien ging es in der Spanischen Botschaft streng nach Sicherheit und Vorschrift zu. Gelohnt hat es sich trotzdem – wann kommt man schon sonst in den Genuss, die mit wertvollen Gobelins geschmückten Repräsentationsräume einer Landesvertretung zu sehen? Allein das Obst im Speisesaal und die Blumenarrangements waren nicht echt, aber leibhaftiges Grün haben die Spanier ja genügend vor der Haustür – im Botschafterzimmer blickt König Carlos vom Bild hinaus direkt in den Tiergarten.

Der Botschafter von Bahrain dagegen blickt nur auf eine Baustelle – doch das hielt die Besucher nicht davon ab, gestern in alle Ecken des arabischen Königreichs zu schauen. „Wo ich heute schon überall war“, staunte dort im Fahrstuhl ein prospekt- und tütenbeladener Weltreisender über sich und wartete dann auf den Shuttle-Bus nach Kroatien. hema

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