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Berlin: Die Handynummer von Stölzl hat er schon - Intendanten wenden sich an Multimilliardär Alberto Vilar

Der amerikanische Multimilliardär Alberto Vilar hat ein teures Hobby: Er geht gern in die Oper. Über hundert Mal pro Jahr und vor allem dort, wo sich die internationale Sänger- und Dirigentenelite versammelt.

Der amerikanische Multimilliardär Alberto Vilar hat ein teures Hobby: Er geht gern in die Oper. Über hundert Mal pro Jahr und vor allem dort, wo sich die internationale Sänger- und Dirigentenelite versammelt. In New York und in London, in Bayreuth und in Baden-Baden. Und überall dort, wo Alberto Vilar in die Oper geht, sorgt er mit kräftigen Finanzspritzen dafür, dass er dieses Spitzenniveau auch bekommt.

Vielleicht wird Alberto Vilar in Zukunft auch in Berlin bei "Zauberflöte" und "Tristan" in der ersten Reihe sitzen - in der vergangenen Woche signalisierte eine Notiz in der New York Times, dass der 57-jährige Investment-Milliardär die chronisch finanzschwachen Opernhäuser der Hauptstadt in den Genuss seines Mäzenatentums kommen lassen will. Berlins Intendanten reagierten unterschiedlich: Während Götz Friedrich für seine Deutsche Oper den Direktkontakt per Fax suchte, vertraut die Staatsoper, die mit Peter Dussmann schon den einzigen Berliner Großmäzen in Sachen Kultur besitzt, auf eine koordinierte Initiative von Kultursenator Christoph Stölzl.

Näheres über Vilars Millionen für die Opernhäuser weiß bislang allerdings niemand. Kerstin Schneider, Sprecherin der Kulturverwaltung, bemüht sich jedoch, die Schatzjäger-Stimmung unter den Künstlern zu dämpfen: "Bereits vergangenen Montag haben wir mit dem Büro von Herrn Vilar Kontakt aufgenommen und die Zusicherung erhalten, dass er sich bei Senator Stölzl melden wird. Seine Handy-Nummer hat er schon." Auch dem Alleingang von Opernchef Götz Friedrich misst man in der Kulturverwaltung keine gesteigerte Bedeutung bei: "Gegen eine Kontaktaufnahme ist an sich nichts zu sagen. Sollte sich die Sache konkretisieren, wäre allerdings eine abgestimmte Haltung opportun", ist der Tenor der Stölzl-Behörde.

Die Chance, dass Stölzls Handy tatsächlich klingelt, ist realistisch: Bislang hat Vilar seine Versprechen eingelöst und ist im Moment nicht nur bedeutendster Sponsor der Salzburger Festspiele, sondern auch einer der fünf Gründungsstifter des Festspielhauses Baden-Baden. Eine Million Mark hat der Exilkubaner dort dem Stiftungskapital beigeschossen, mit einer weiteren Million pro Jahr fördert er Einzelprojekte wie das Gastspiel des Petersburger Marinsky-Theaters. Alberto Vilar, beschreibt Uwe Jacobs, der Pressesprecher der Festspiele, sei ein klassischer Mäzen, dessen Engagement rein privater Natur sei. Einer, der die Publicity eher meiden würde und der vor allem daran interessiert sei, Oper auf Weltklasse-Niveau zu sehen.

Ganz uneigennützig scheint das umfangreiche Mäzenatentum jedoch nicht zu sein: Als Gegenleistung für einen Goldregen von zwölf Millionen Dollar, so weiß es zumindest die "Welt" in ihrer gestrigen Ausgabe, versprach Salzburgs Intendant Gerard Mortier, jedes Programmheft mit dem Foto des Spenders zu zieren, Londons Covent Garden, einer von Vilars bevorzugten Adressen, benannte einen Teil seines restaurierten Foyers nach dem Multimilliardär.

Gegenüber solchen kleinen Konzessionen an das Ego Vilars überwiegen jedoch bei weitem die positiven Seiten dieses Mäzenatentums: In Baden-Baden erweitern die Vilar-Gelder wesentlich den finanziellen Spielraum bei der Programmgestaltung. Der Gesamthaushalt werde so entlastet, indirekt käme das Geld auch Risiko-Projekten wie einem Gastspiel des Frankfurter Ensemble Modern zugute.

Wenn Berlins Intendanten künftig zu den Vilar-Erwählten gehören wollen, dürfen sie allerdings eines nicht übersehen: Der Opern-Maniac will vor allem Weltklasse geboten bekommen. Und da gibt es noch einiges zu tun.

Jörg Königsdorff

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