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Die Hauptstadt als Spiel: Den BER kann man jetzt selber bauen

Ob als Baumeister am BER oder als Trabifahrer auf Jagd nach Sehenswürdigkeiten: Durch Brett- und Computerspiele lässt sich viel über die Stadt lernen

Selbst einmal am BER mitwerkeln, Terminals und Landebahnen fertigstellen und das erste Flugzeug in die Luft schicken, dabei selbst Steuergelder ausgeben – dieser Wunsch ist so manchem ungeduldigen Bürger aus Berlin und dem Umland in den 1913 Tagen seit der Nichteröffnung bestimmt schon mehrmals gekommen. Dieser Traum frustrierter Steuerzahler geht jetzt in Erfüllung, und zwar in Form des Brettspiels „UnberechenBER – Das verrückte Flughafenspiel“. Denn auf dem Spielbrett geht alles viel schneller und . Ab dieser Woche können Brettspielfans und Vielflieger endlich mit anpacken und den BER in acht Teilprojekten zu Hause auf dem Wohnzimmertisch fertigstellen. Das Beste daran: Nach all den Extrakosten und Verspätungen ist es ohnehin egal, wie viel der Flughafen kosten wird. Das Ziel ist es daher nicht, möglichst günstig zu bauen, ganz im Gegenteil: Wer am meisten „Steuerzahlertaler“ verbrennt, gewinnt.

Das Spiel erdacht haben die beiden Freunde Phillip Messinger (27), Mediengestalter, und Verwaltungswissenschaftler Bastian Ignaszewski (43). „Den Geistesblitz hatte mein Partner Bastian“, erzählt Messinger. Die beiden kennen sich durch ihr Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr in Bohnsdorf, nur sechs Kilometer Luftlinie vom BER entfernt. Bei gemeinsamen Feuerwehrprojekten verstanden die beiden sich auf Anhieb und bekamen Lust auf ein neues Projekt außerhalb des Ehrenamts.

250 Millionen Steuerzahlertaler

In einem einjährigen Prozess tüftelten sie an Prototypen und testeten diese immer wieder in großen Spielrunden mit Freunden. Die gaben fleißig Feedback, so dass Messinger und Ignaszewski ihr Brettspiel immer wieder optimierten und es jetzt markttauglich ist. Ähnlich wie bei Monopoly wird gewürfelt und eine Spielfigur entlang der Spielfelder bewegt. Eine ganze Menge Spielgeld steht natürlich auch zur Verfügung. Je nach dem, auf welchem Feld man landet, kann man bis zu 250 Millionen Steuerzahlertaler verprassen, die der Kreditgeber locker sitzen hat. Beendet ein Spieler erfolgreich sein Teilprojekt, erhält er 50 Million vom Kreditgeber und Tribut von den anderen Spielern.

Zwischenfälle kosten extra

Damit bei dem beschwerlichen Bauvorhaben keine Langeweile aufkommt, gibt es zwei Kartenstapel, die das Geschehen aufmischen. „Auf dem Weg zum fertigen Flughafen gibt es "Ereignislose“ und „Verantwortungslose“, erzählt Messinger. „Bei den Verantwortungslosen werden Ereignisse satirisch aufgenommen, das sind alles Sachen, die tatsächlich vor Ort passiert sind.

Die Auswirkungen bei uns im Spiel sind natürlich etwas überspitzt.“ Auf den Karten liest man beispielsweise „Die Baufirma hat keine Lust mehr. Motiviere die Herrschaften durch das Verbrennen von 20 Milliarden.“ Neue Lärmschutzauflagen kosten 50 Millionen und bringen den Spieler voran bei der Aufgabe, möglichst viel Geld auszugeben. Auf den jeweiligen Karten stehen Verweise auf die Website des Spiels, wo man mit Zeitungsartikeln und Links die realen Gegebenheiten, die als Vorbild für die Karte dienten, nachvollziehen kann.

Das Spiel befindet sich noch in Produktion, der Mini-BER wird aber früher fertig als angekündigt. Ab dieser Woche werden die ersten Spiele geliefert, ursprünglich war dafür der 20. September geplant.

Mehr Spiele mit Berlin-Content

Wer sich bis dahin nicht gedulden kann und bei dem teilweise schon herbstlichen Wetter die Brettspielsaison starten möchte, kann auf eine ganze Reihe von Brettspielen mit Lokalbezug zurückgreifen: Angefangen beim klassischen Berlin-Monopoly mit seiner Spielart DDR-Monopoly, bei dem man auf Feldern mit Pittiplatsch, DDR-Fußballclubs und ostdeutschen Städten landet, über Ampelmännchen-Memory und Kartenspielen mit Berliner Sehenswürdigkeiten. Meist handelt es sich dabei um altbekannte Spiele, die etwa durch DDR-Ampelmännchen oder Berliner Orte – beim Berlin-Monopoly landet man in verschiedenen Bezirken und Bahnhöfen – einen lokalen Anstrich bekommen.

Etwas origineller geht es bei der „Trabi-Safari“ zu: Wem die Rundfahrt im Trabi im wirklichen Leben zu beengt oder teuer ist, kann auf dem Spielbrett versuchen, alle Berliner Sehenswürdigkeiten so schnell wie möglich abzufahren. Dabei ist es wichtig, dass man strategisch denkt, ansonsten sammeln die Gegenspieler die Sehenswürdigkeiten ein. Da es sich um Oldtimer handelt, kann es allerdings passieren, dass der Trabi zwischendurch in der Werkstatt landet und man seinen Vorsprung wieder verliert.

Wer nicht dem Geld hinterherhetzen durch Berlin rasen oder beim BER zocken will, kann sich beim „Spiel mit der Kunst“ in die Kunstwerke der Staatlichen Museen vertiefen. Der Belser Verlag entwickelte das Spiel in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Mussen, basierend auf einem Kunstquiz für Kinder. Anhand von Werken aus Berliner Museen können Kinder und Erwachsen Aufgaben lösen und Fragen beantworten und sich so auf den nächsten Museumsbesuch vorbereiten. Das Spiel ist nicht mehr im Handel erhältlich, kann aber online gebraucht gekauft werden.

Das BER-Spiel kann unter www.flughafenspiel.de vorbestellt werden und wird ab Mitte September geliefert.

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