zum Hauptinhalt

Berlin: Die Jugend im KZ verbracht

Die Gedenkstätte Sachsenhausen erinnert jetzt an das Schicksal von Kindern in Konzentrationslagern

Oranienburg - Die Kinder mussten in den Lagern nicht nur das Sterben der erwachsenen Häftlinge miterleben. Sie waren selbst vielen Zwangsmaßnahmen ausgeliefert – mussten etwa an den täglichen Zählappellen teilnehmen, die sich fast immer über mehrere Stunden hinzogen. Es fehlte ihnen an ausreichender Nahrung und Kleidung. Dennoch wurden sie zu den Arbeitskolonnen eingeteilt. Viele Kinder und Jugendliche überlebten die Qualen und das strenge Regime der Aufseher nicht.

Mit einer öffentlichen Veranstaltung rückt die Gedenkstätte Sachsenhausen am kommenden Sonntag das Schicksal von inhaftierten Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus. Aus dieser Gruppe kommen heute oft die letzten noch lebenden Zeitzeugen, die die Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager 1945 erlebt hatten und persönlich Zeugnis über ihre KZ-Haft ablegen können. Die gemeinsam mit dem Brandenburger Landtag ausgerichtete Veranstaltung beginnt um 14 Uhr in der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg.

Nach der Begrüßung durch Stiftungsdirektor Professor Günter Morsch wird der 1929 geborene Emil Farkas über sein Schicksal berichten. Der heute in Israel lebende tschechische Jude gelangte als Zwölfjähriger in das KZ Auschwitz und wurde 1944 in das KZ Sachenhausen deportiert. Die Erinnerungen von Überlebenden, die als Minderjährige im KZ Sachenhausen inhaftiert waren, werden anschließend in einer Lesung von Schülerinnen und Schülern des Oranienburger Runge-Gymnasiums vorgetragen. Den Abschluss der Gedenkveranstaltung bildet eine Kranzniederlegung am zentralen Gedenkort „Station Z“, wo der Präsident des Landtages Gunter Fritsch eine Ansprache halten will.

In allen Phasen der Geschichte des KZ Sachsenhausen befanden sich unter den Häftlingen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre. Die zahlenmäßig größte Gruppe waren jüdische Minderjährige, die unter anderem infolge der Novemberpogrome 1938 nach Sachsenhausen kamen. Darüber hinaus gab es polnische Jungen, die ab 1940 ins Lager gebracht wurden, sowie zwangsrekrutierte sowjetische Fremdarbeiter ab 14 Jahre. Unter den Häftlingen befand sich auch der spätere polnische Schriftsteller Andrzej Szczypiorski (1928-2000), der nach dem Warschauer Aufstand 1944 nach Sachsenhausen deportiert worden war.

Auch in der Gedenkstätte des KZ Ravensbrück in Fürstenberg eröffnet die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, am Sonntag um 15 Uhr zusammen mit KZ-Überlebenden eine Ausstellung über die jüdischen Häftlinge in diesem Lager. Die Dokumentation thematisiert erstmals die bislang kaum bekannte Geschichte der mehr als 15 000 jüdischen Häftlinge im KZ Ravensbrück, wo die Nationalsozialisten rund 130 000 Frauen und Kinder sowie 20 000 Männer aus ganz Europa inhaftiert hatten.

Gezeigt werden Alltagsgegenstände, Fotos, Dokumente und Filmausschnitte. An der Eröffnung nehmen drei Überlebende aus Israel, Russland und der Slowakei teil, die zugleich persönliche Gegenstände für die Ausstellung zur Verfügung stellten.

Weitere Informationen unter Telefon 03301/2000. Die Internetadresse lautete www.stiftung-bg.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false