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Berlin: Die Kaiser-Vignette

Andreas Conrad über das Zeitalter der ViertonHupe Wenn die Vier-Ton-Fanfare erklang, hieß es Platz machen. Nur dem Kaiser war solch eine Luxushupe vergönnt, mit der sich schon aus der Ferne jeder Parkplatz reservieren ließ.

Andreas Conrad über

das Zeitalter der ViertonHupe

Wenn die Vier-Ton-Fanfare erklang, hieß es Platz machen. Nur dem Kaiser war solch eine Luxushupe vergönnt, mit der sich schon aus der Ferne jeder Parkplatz reservieren ließ. Die Zeiten solcher Privilegien scheinen aber wieder im Kommen, denn den von Bürger Strieder und seinen Gehilfen ins Auge gefassten Preis für eine Anwohner-Parkvignette darf man wohl als wahrhaft fürstlich bezeichnen. Die Behörde muss da als geradezu prophetisch gepriesen werden, schließlich gilt im Automobilismus mehr und mehr das Prinzip „Big is beautiful“. Auf den Straßen hat sich das noch nicht so recht durchgesetzt, da rollt die Invasion der Liliput-Automobile ungebremst, doch man blicke nur in die Testberichte der einschlägigen Presse. Allein die Namen der auf den Markt gedrückten Luxuskarossen: Maybach, Phaeton, jetzt der neue Phantom von Rolls-Royce. Und es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, dann entsinnt man sich längst verschollenener, mit Berlin verbundener Marken wie Protos oder NAG. Mit denen könnte man großen Staat machen, aber sie nehmen natürlich auch viel Platz weg. Dem muss der kluge Verkehrsplaner vorbauen, der Vignetten-Trend liegt da goldrichtig. Offenkundig rechnet man im Senat mit einem baldigen Ende der mageren Zeiten, in denen selbst Autos immer kürzer wurden. An sich wäre derzeit noch eine Senkung der Gebühren logisch, stattdessen will man kräftig Gas geben, voller Vertrauen aufs künftige Wachstum. Gewiss wird bald auch wieder die Vierton-Hupe zugelassen. Hauptsache, sie trägt die richtige Vignette.

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