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Berlin: Die Karawane zieht weiter –mit Henning Scherf nach Aachen

Bremer Bürgermeister wird Ritter „Wider den tierischen Ernst“. In Berlin probiert er schon mal den Narrenkäfig aus

STADTMENSCHEN

Als Kind wollte er gern ein Pferd sein. Später lieber Pastor und Mediziner – geworden ist Henning Scherf schließlich Bremer Senatspräsident und Bürgermeister der Hansestadt. Und dort ist er auf dem besten Wege, das zu werden, was noch übrig bleibt – eine Bremer Legende. Eine mit närrischen Facetten. Als Ritter Riesig probierte der 2,04 Meter große Hanseat, der daheim Rad statt Dienstwagen fährt, in Wohngemeinschaft statt Luxusvilla wohnt und statt Bodyguards engste Bürgernähe pflegt, gestern in der Bremer Landesvertretung sein künftiges Quartier aus – einen Narrenkäfig. In den wollen die Mitglieder des Aachener Karnevalsvereins (AKV) den 65Jährigen am 7. Februar 2004 stecken – und dabei Henning Scherf zum 54. Ritter des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ küren. Humor und Menschlichkeit sind die Prämissen für den einzigen närrischen Kulturpreis, mit dem die Aachener alljährlich auf sich aufmerksam machen.

Die Nachricht, dass die seit 1859 organisierten AKV-Karnevalisten diesmal ihn auserkoren haben, erreichte Henning Scherf während seines Urlaubs mit den sechs Enkelkindern. Gestern in der Berliner Enklave seiner Heimat bekam der Bremer von munter steppenden Aachener Mädels einen ersten Vorgeschmack auf das, was ihm als Ritter Riesig vor allem blüht – viele „Bützchen“, wie Küsschen dort heißen. Der Narrenkäfig erwies sich für den Klavierspieler und Hochseesegler zwar körperlich noch zu klein, ansonsten passt der freundliche Mann mit dem Schalk im Nacken aber bestens hinein. Dem AKV-Präsidenten Dieter Bischoff versprach der künftige Ordensträger einen ganz neuen Zungenschlag für seine Büttenrede „Wider den tierischen Ernst“. Aber nicht nur die Rede muss Scherf bis zum 7. Februar drauf haben, sondern auch närrisches Liedgut. Ob er den neuesten Karnevalsschlager schon kenne, wollte denn gestern die Berliner Bürgermeisterin mit 30-jähriger Kölner Karnevalserfahrung, Karin Schubert , von Henning Scherf wissen. Der musste passen - noch ist Bremen keine närrische Hochburg, obwohl der Bürgermeister stolz vom karnevalistischen Versuch seiner Landsleute mit einem 6000-köpfigen Samba-Umzug schwärmte und die Hausherrin der Bremer Landesvertretung, Kerstin Kießler, sogar den Aachener Karnevalsorden trug. Ein Karnevalslied habe er auch schon mal gesungen, erinnerte sich Henning Scherf an seinen Besuch vor drei Jahren in Köln. Gemeinsam mit Karin Schubert und Deutsche Welle-Intendant Erik Bettermann sang er damals: „Die Karawane zog weiter“ – jetzt zieht sie nach Aachen. hema

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