zum Hauptinhalt

Berlin: Die Kirchenstörer trafen sich vor Gericht

Einer kam als Zuschauer und brüllte herum, der andere kam als Angeklagter und muss jetzt zahlen

Der stadtbekannte Querulant war wieder einmal in seinem Element. „Pfui“, schimpfte Andreas Roy. Da hatte die Amtsrichterin gerade seinen Mitstreiter Andreas de A.R. verurteilt. Der 38-jährige Koch hatte ganz nach der Manier von Roy am Reformationstag vergangenen Jahres einen Gottesdienst gestört. „Kirchen sind Lügner und Heuchler, fast schlimmer als der Teufel selber“, brüllte er in der Kirche des Evangelischen Johannesstifts in Spandau. Sein Publikum war groß: Die Predigt war vom Fernsehen live übertragen worden. „Man kann seinen Glauben auch anders nach außen tragen“, redete die Richterin ihm ins Gewissen, sprach ihn der Störung der Religionsausübung schuldig und verhängte eine Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je zehn Euro. Andreas de A.R., ein zweifacher Vater mit einer Drogenkarriere in seinem „alten Leben“, blieb stur: „Ich bin ein Knecht Gottes. Meine Sorge ist es nicht: Was wollen die Menschen.“ Die Kirche trete Gott mit Füßen, indem sie Abtreibungen dulde. Zuhörer Roy, der mit seinen Störaktionen Polizei und Justiz seit Jahren plagt, stärkte ihm von hinten den Rücken: „Lesen Sie die Bibel, Frau Richterin!“

Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false