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That’s entertainment. Dreimal dieses Jahr lotsen wir prominente Küchenchefs ins Olympiastadion. Diesmal hält Kolja Kleeberg zwei Workshops mit Blick aufs Spielfeld. Dürften unterhaltsame Kochstunden werden – der Chef ist ein Showtalent. Foto: Kai-Uwe Heinrich

© Kai-Uwe Heinrich TSP

Berlin: Die Kocharena

Training für Hobbyköche im Olympiastadion? Kolja Kleeberg nimmt die Aufgabe sportlich und geht sie mit Witz an: Würzt mit Warenkunde, garniert mit Anekdoten und holt den Titel mit seiner Kochkunst.

Wie passt er da hin? Gut, oder? Kolja Kleeberg könnte vermutlich auch vor einem gut gefüllten Stadion abwechselnd kochen und einen Rocksong in die Runde schmettern – er will eben unterhalten. Das hat ihn auch zu einem der bekanntesten deutschen TV-Köche gemacht. Damit könnte es gut sein, aber Kleeberg ist eben gerade keiner, der sein Restaurant sausen lässt, um anderswo leichter Kohle zu machen: Das „Vau“ ist und bleibt seine Basis, und wenn er nicht auf der Piste ist, stellt er sich nach wie vor an den Herd und schaut nach, dass seine Leute nicht plötzlich den Kurs wechseln.

Den Kurs, nicht den Kochkurs. Den gibt der Meister sowieso selbst, aber nur in absoluten Sonderfällen – wie dies hier einer ist. Er kann die Geschichte, wie es damals begann, am besten selbst erzählen, aber da sie mit dem Tagesspiegel zu tun hat, darf sie auch hier stehen. In den mittleren Neunzigern hatte er zusammen mit zwei Kollegen aus Bonn das Gut Sarnow in der Schorfheide übernommen, um mal die Lage im Osten zu peilen. Dann erschien, eher unerwartet, eine überaus positive Restaurantkritik im Tagesspiegel, und am selben Nachmittag musste der Betrieb erst einmal die weiße Flagge hissen, weil sogar das Brot alle war. Dann kam Berlin, eine lange Entwicklung mit vielen Hürden – aber die Geschichten lassen wir jetzt doch lieber für Plaudereien am Rande des Workshops übrig.

In den „Cooking Club“ des Olympiastadions gehen wir mit den Teilnehmern einfach deshalb, weil er da ist und eine unvergleichliche Atmosphäre bietet. Alexander Herrmann hat dort im Winter schon brilliert, und bitte, da kann Kleeberg ja ruhig mal versuchen, noch einen draufzusetzen. Er steht für eine moderne, aber deutlich bodenständige und unaufgeregte Küche, hat alles schon erlebt am Herd und ist deshalb ein idealer Ratgeber für Hobbyköche, die an der harten Realität und den eigenwilligen Viktualien verzweifeln. Das Programm, das er sich vorgenommen hat, ist eine kleine Tour de force durch die Aromen und Methoden der aktuellen Gourmet-Küche, ein Grundkurs in Sachen Sterne-Niveau zwischen Mittelmeer und Indien – aber so abgestimmt, dass niemand fürchten muss, auf der Strecke zu bleiben. Eben typisch „Vau“ – und typisch Kleeberg.

Restaurant Vau, Jägerstr. 54-55, Mitte, täglich 12-15 und ab 18 Uhr, sonntags geschlossen. Menü 120 Euro.

Eine Serie von Susanne Leimstoll[Bernd Matthies], Kai-Uwe Heinrich

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