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Berlin: Die Kugel traf eine Unbeteiligte

46-Jähriger vor Gericht – er schoss auf seine schwangere Ex-Frau

Sie spürte einen Revolver an ihrem Kopf. Sie sah, wie ihr geschiedener Mann abdrückte. „Ich hörte das Klicken“, sagte Desanka K. gestern vor dem Berliner Landgericht. Sie lief um ihr Leben. Als nach mehreren Ladehemmungen doch ein Schuss fiel, verletzte Slobodan K. eine unbeteiligte Neuköllnerin, die etwa hundert Meter entfernt vor einer Bäckerei frühstückte. „Er wusste, dass ich im fünften Monat schwanger war“, sagte Desanka K. als Zeugin. „Mörder, Mörder“, schluchzte die 35-Jährige.

Im Prozess um versuchten Mord und versuchten Schwangerschaftsabbruch wollte sich ihr geschiedener Mann nicht persönlich zu den Vorwürfen äußern. Weil er nicht mehr genau wisse, was er gelesen und was er tatsächlich erlebt habe. Sein Verteidiger erklärte, der 46-jährige Angeklagte habe sich immer eine intakte Familie gewünscht. Als seine Frau ihn verlassen habe, sei der Traum aus gewesen. Die Tat sei nicht geplant gewesen. Als der Frührentner nach den dramatischen Szenen am Morgen des 7. August vergangenen Jahres an der Neuköllner Allerstraße festgenommen wurde, hörte sich das allerdings anders an. „Ich wollte sie töten, jetzt tut es mir Leid“, gab er damals zu Protokoll. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er sich für die Scheidung und deren Folgen rächen und ein „Besitzrecht“ demonstrieren wollte.

Zwei Jahre war das Paar aus Jugoslawien bereits geschieden. Im Streit um die beiden Töchter hatte sich der Vater durchgesetzt. „Was wollte er noch von Ihnen?“, wollte der Richter von der Frau wissen. Leise sagte Desanka K.: „Es hängt wohl mit seiner Krankheit zusammen.“ Slobodan K. ist HIV-positiv. „Die Krankheit hat er nicht von mir“, sagte seine Ex-Frau, die seit zwei Monaten Mutter eines gesunden Jungen ist.

Als der Angeklagte von seiner Erkrankung erfuhr, soll er seiner Ex-Frau immer wieder angedroht haben: „Wenn ich sterbe, stirbst du auch.“ Außerdem habe er das Kind eines anderen Mannes in ihrem Bauch gehasst, sagte die Frau. Es waren Ladehemmungen, die Desanka K. das Leben retteten. Als sich doch ein Schuss löste, traf das Projektil die 26-jährige Elke C. Sie erlitt einen Steckschuss im Arm. „Ich dachte zuerst, es wäre ein Böller“, sagte die Frau. Der Prozess wird in einer Woche fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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