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„München ’72“; Bernadette Heerwagen (Polizistin), Stephan Grossmann (Genscher), Benjamin Sadler (Wegener), Heino Ferch (Polizeipräsident, v.li.);

© dpa

Berlin: Die lange Spur des Terrors

In der Astor Film Lounge feierte der TV-Film „München ’72“ mit Heino Ferch Premiere Und eine Straße in Schönefeld erinnert schon bald an den ermordeten Flugkapitän der „Landshut“.

Das Bild hat sich tief ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingeprägt: einer der Geiselnehmer auf einer Terrasse des Olympischen Dorfs in München, leicht über die Betonbrüstung gebeugt, maskiert, das unfassbare Grauen. 40 Jahre ist es in diesem Spätsommer her, dass acht palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen 1972 Israels Nationalmannschaft überfielen und neun Geiseln nahmen. Zwei Sportler wurden gleich zu Beginn getötet, die anderen starben beim Befreiungsversuch auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck. Auch ein Polizist und fünf Terroristen wurden dabei getötet.

„München“ – so hieß Steven Spielbergs Kinofilm von 2005, die mitunter recht freie Schilderung der israelischen Reaktion auf das Massaker, der Liquidation der Täter und Drahtzieher durch ein Mossad-Kommando. „München ’72 – Das Attentat“, so heißt nun ein ZDF-Film, der am 19. März ausgestrahlt wird und am Mittwochabend in der Astor Film Lounge am Kurfürstendamm Kinopremiere hatte. Er stellt, wenn man so will, das „Prequel“ zu dem ARD-Film „Mogadischu“ dar, der die Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ 1977 schilderte und vor vier Jahren ebenfalls in Berlin Kinopremiere hatte. Diesmal waren Heino Ferch (Polizeipräsident), Bernadette Heerwagen (Polizistin), Shredy Jabarin (Terrorist Issa), Regisseur Dror Zahavi und Produzent Nico Hofmann dabei.

Schon bei der „Mogadischu“-Premiere war wie jetzt als Zeitzeuge der ehemalige GSG9-Kommandeur Ulrich Wegener anwesend. München hatte er als Verbindungsoffizier von Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher erlebt. Nach dem Debakel erhielt er den Auftrag, eine neue Polizeieinheit, die GSG 9, aufzubauen, war deswegen auch für einige Monate in Israel, um sich über die Erfahrungen der dortigen Sicherheitskräfte zu informieren, wie er anlässlich der „Mogadischu“-Premiere erzählte. Dass ausgerechnet ein Deutscher von ihnen lernen wollte, hätten die Israelis locker gesehen und ihm gesagt: „Was meinen Sie, was wir alles von den Deutschen gelernt haben.“ Noch einmal wird hier demnächst an den Terror der siebziger Jahre erinnert werden: Auf dem Areal des Flughafens Berlin- Brandenburg erhält in wenigen Wochen eine Straße den Namen Jürgen-Schumann-Allee – ein gemeinsam von der Gemeinde Schönefeld und der Lufthansa entwickeltes Vorhaben. Nach Schumann hatte die Lufthansa bereits ihr Pilotenschulungsgebäude auf dem Flughafen Bremen benannt. Er war der Kapitän der Lufthansa-Maschine „Landshut“, die 1977 im Zusammenhang mit der Schleyer-Entführung von palästinensischen Terroristen gekapert und nach Mogadischu entführt worden war, wo die GSG 9 die Geiseln befreien konnte. Flugkapitän Schumann war bei einer Zwischenlandung in Aden ermordet worden. Er hatte die Maschine mit Erlaubnis der Entführer verlassen, um das Fahrwerk zu kontrollieren, nutzte dies aber zu Verhandlungen mit den Behörden in Aden, damit die Passagiere gerettet würden. Nach dem Scheitern dieses Versuchs kehrte er zurück, wohl im Wissen, dass dies für ihn den Tod bedeuten würde.

Zum Festakt der Straßentaufe sollen auch die Witwe Schumanns und Mitglieder der „Landshut“-Crew eingeladen werden. Einen Termin gibt es noch nicht, von einem zunächst geplanten hat man wieder Abstand genommen. An dem Tag ist auch eine Sicherheitsübung geplant – mit Hubschraubern und GSG 9. Das erschien als Rahmen dann doch unpassend.

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