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Berlin: Die letzte Aussprache nahm ein tödliches Ende

45-jähriger Monteur schnitt seiner Freundin die Kehle durch und steht jetzt vor Gericht

Die Beziehung hielt nur ein paar Monate und war zuletzt alles andere als harmonisch. Trotzdem wollte sich Frank S. mit der Trennung nicht abfinden. Er trank immer mehr und verlangte eine Aussprache. Erzieherin Ellen C. ließ ihn am 12. Oktober vergangenen Jahres in ihre Wohnung in der Flensburger Straße in Moabit. Die 49-Jährige glaubte sich in Sicherheit. Schließlich war ein weiterer Mann in ihrer Wohnung. Das Treffen, das als Schlussstrich für die Zeit mit Frank S. gedacht war, endete aber tödlich.

Die Anklageschrift gegen den 45-jährigen Frank S. ist eine Liste des Grauens. Frank S. habe zunächst ein Küchenmesser genommen, heißt es darin. Dann eine Schere und eine Bratpfanne. Er stach und schlug immer wieder zu. Schließlich soll er Ellen C. mit einer Glasscherbe die Kehle durchschnitten, dann die Frau mit Benzin übergossen und angezündet haben. Was der Staatsanwalt gestern zu Beginn des Prozesses um Totschlag vorlas, schien Frank S. kaum zu erreichen. Regungslos saß der Elektromonteur auf der Anklagebank. Seine Rechtsanwältin hatte eine Erklärung für ihn vorbereitet. Darin gestand er die Tat. Frank S. habe die Frau wegen der gescheiterten Beziehung zur Rede stellen wollen, sagte die Verteidigerin. Als er um 15.30 Uhr bei ihr klingelte, habe ihm ein Mann mit langen Haaren die Tür geöffnet. Dieser Zeuge aber sei bald darauf verschwunden. Ellen C. stand in der Küche und bereitete das Abendessen für sich und ihren neuen Bekannten vor. Dabei habe sie Frank S. beschimpft und hysterisch angeschrien. „Das machte mich so wütend, dass ich nach einem spitzen Gegenstand griff“, sagte die Anwältin im Namen ihres Mandanten. Wie oft und mit welchen Gegenständen er zugestochen habe, wisse er nicht mehr. Der Bekannte der Frau, der die Wohnung nur kurz verlassen hatte, alarmierte die Polizei. Für die Erzieherin kam jede Hilfe zu spät.

Frank S. hatte Ellen C. im Sommer 2002 kennen gelernt. Beide sollen dem Alkohol nicht abgeneigt gewesen sein. Dann kam es zum Streit. Ein Zeuge sagte, S. habe trotz der ständigen Streitereien auf eine Hochzeit gehofft. „Er lebte irgendwie in einer anderen Welt“, sagte einer seiner Kumpels. Für die Justiz ist S. kein unbeschriebenes Blatt. Zweimal saß er für mehrere Jahre im Gefängnis: wegen eines Sexualdeliktes und wegen Diebstahls und Betrugs. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

Kersten Gehrke

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