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Berlin: Die letzte Lachsalve

Chef der Galerie Bremer ist gestorben

Ende März war Rudolf van der Lak noch einmal zu Gast in der Galerie Bremer, die er 50 Jahre lang geleitet hatte. Er setzte sich, trank das eine oder andere Bier und den obligatorischen schwedischen Wodka, ließ gelegentlich eine seiner berühmten Lachsalven ertönen und ging nachts um eins. Es war sein letzter Besuch in der berühmten Bar am Fasanenplatz: Am Mittwoch ist van der Lak im Alter von 85 Jahren gestorben.

Das Ende einer Ära - so hieß es bereits in den Berichten, die erschienen, als van der Lak, „Rudi“ für seine Freunde, im vergangenen Juli die Bar in jüngere Hände übergab und sich mit seiner Lebensgefährtin ins Privatleben zurückzog. 1952 war er aus seiner Heimat Niederländisch Guyana, dem heutigen Surinam, nach Berlin gekommen und in die Kneipenszene eingetaucht, für ein Jahr, wie er meinte. Doch dann lernte er die 20 Jahre ältere Galeristin Anja Bremer kennen und gründete mit ihr zusammen die Galerie Bremer, aus der eher zufällig auch eine Bar wurde, weil das schlecht beleuchtete Hinterzimmer nicht anders zu nutzen war. Der elegante, hochgewachsene Barkeeper begleitete den kulturellen Wiederaufstieg West-Berlins; die Wandlampen entwarf Hans Scharoun, Künstler wie Bernhard Heiliger und Heinz Trökes waren ebenso Stammgäste wie Friedrich Luft und Bubi Scholz, Billy Wilder und Otto Hahn kamen, Klaus Kinski spielte verrückt und flog hinaus.

Als Anja Bremer 1985 im Alter von 85 Jahren starb, wurde es ruhiger, doch die Bar blieb geschätzt als stilvoller Ort klassischer Barkultur, nichts wurde an der Originaleinrichtung verändert. Van der Lak begrüßte weiter jeden Gast persönlich, manchen per Handschlag mit dem Ausruf „Welcome to this beautiful land!“. Niemand sah ihm sein Alter an, obwohl alle wussten, dass er längst und mit Abstand der älteste aktive Barkeeper des Landes war. Dass er nun auch mit 85 gestorben ist, ebenso wie damals Anja Bremer, wirkt wie eine Laune des Schicksals. Rudolf van der Lak wird am Freitag, dem 26.Mai, um 10 Uhr auf dem Waldfriedhof am Hüttenweg beigesetzt. bm

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