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Berlin: Die Linken bitten Pflüger auf die Couch

CDU-Fraktionschef soll über den Osten reden

Ein paar von Friedbert Pflügers Parteifreunden haben herumgemosert über sein „Diskussionspapier zum Umgang mit der Linkspartei“ vom vergangenen Wochenende. Es hat den CDU-Fraktionschef wohl auch ein bisschen geärgert, dass so viel über das Drumherum geredet wurde und so wenig über den Inhalt. Jetzt sieht es so aus, als wenn es doch zu etwas gut gewesen sein könnte.

Stefan Liebich, der Fraktionsvize der Linken im Abgeordnetenhaus, hat Pflüger nämlich in den politischen Salon eingeladen: „Da der arme Herr Pflüger auch Kritik aus den eigenen Reihen zu erleiden hatte, wollte ich das mal aufgreifen.“ Die Gesprächsrunde wird vom Verein „Helle Panke“ veranstaltet, der wiederum zur linksparteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung gehört. Dort würde Liebich den Christdemokraten gern mit Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau aufs Sofa setzen.

Liebich berichtet von einer ähnlichen Veranstaltung vor der letzten Abgeordnetenhauswahl, zu der die damaligen Fraktionschefs Nicolas Zimmer (CDU) und Michael Müller (SPD) eingeladen waren. Leider habe Zimmer nur Stunden vorher abgesagt.

Nun wäre die Frage, was sich Pflüger und die Linken wohl zu sagen hätten. Pflügers Diskussionspapier ist jedenfalls keine Sympathiebekundung, sondern ruft im Gegenteil die Union dazu auf, „die Linke offensiver und konkreter als bisher anzugreifen“. Soll heißen, ihre – laut Pflüger noch immer vorhandene – Nähe zu SED-Geschichte und Marxismus herauszustellen und die DDR-Geschichte anhand von Fakten in die Schulen zu tragen, anstatt vage „soziale Errungenschaften“ zu würdigen. Kurz: Aufklärung statt Verklärung, so die These, die manche CDUler fragen ließ: Warum kommt er damit eigentlich erst jetzt?

Liebich drückt es einigermaßen diplomatisch aus: Pflüger sei ja „mit sehr westdeutschem Blick nach Berlin gekommen“. Zugleich gebe es „Gründe, warum die CDU in Ost-Berlin so abschmiert – und das muss ja nicht so bleiben“. Nicht, dass Liebich unbedingt Wahlhilfe leisten wollte, aber er kennt das Problem von der eigenen Partei, für die zumindest in den langen PDS-Jahren im Westen so gut wie nichts zu holen gab. Insofern könne es keinem der Beteiligten schaden, wenn man miteinander rede und „im Interesse Berlins aus den ausgehobenen Gräben mal herauskommt und in die andere Stadthälfte schaut“.

Und Pflüger? Der weiß noch nicht so recht, weil Liebichs Einladung bisher gar nicht bei ihm angekommen ist. „Ich will mir erst anschauen, mit wem und unter welchen Bedingungen da etwas geplant ist“, sagte er gestern. Zumindest hätte er dann erreicht, was er von Anfang an wollte: dass über seine Thesen diskutiert wird. Stefan Jacobs

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