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Berlin: Die Love Parade hat endgültig ausgetanzt

Veranstalter Planetcom meldet Insolvenz an. Die „B-Parade“ steht in den Startlöchern

Zwei Jahre lang war die einst zum Berliner Markenzeichen gewordene Love Parade mangels Sponsoren ausgefallen. Jetzt ist auch das Unternehmen in Konkurs gegangen, das mit der Landesregierung den mehrjährigen Vertrag über die Durchführung des international bekannten Techno-Umzugs hatte.

Die Gesellschaft Planetcom von Love- Parade-Veteran Ralf Regitz hat nach Informationen des Tagesspiegels bereits im September Insolvenz beantragt, vor kurzem wurde das Verfahren vom Amtsgericht Charlottenburg mangels Masse eingestellt. Im Klartext: Es war zu wenig aus dem Unternehmen zu holen, um offen stehende Rechnungen der zahlungsunfähigen Firma zu bezahlen. Daher wurde laut Amtsgericht das Insolvenzverfahren gar nicht erst eröffnet.

Das wirtschaftliche Aus für die Planetcom brachten offene Rechnungen für frühere Parade in fünfstelliger Höhe. Alleine bei der Stadtreinigung hatte die Firma Schulden von knapp 10 000 Euro, sagt BSR-Sprecherin Sabine Thümler.

Damit ist nicht nur Planetcom erledigt, sondern auch der Rahmenvertrag, den das Unternehmen mit dem Senat vor drei Jahren abgeschlossen hatte. Darin war vereinbart worden, bis 2006 jeden Sommer eine Love Parade durchzuführen. „Die Rahmenvereinbarung ist nun hinfällig“, sagt der Sprecher der für die Love Parade zuständigen Senatswirtschaftsverwaltung, Christoph Lang.

Die praktische Organisation und Vermarktung der Love Parade lag in der Vergangenheit bei der Loveparade GmbH, einem Unternehmen, das den Namen Loveparade auch international vermarktet, in Berlin jedoch schon lange kein Glück mehr hatte. Offizielles Aushängeschild der Firma ist der Paraden-Gründer und Diskjockey Dr. Motte. Die Geschäftsführung der Loveparade GmbH liegt seit Juni bei der Rechtsanwältin Angelika Strittmatter. Deren Kanzlei betreut die Parade juristisch seit 1995. Strittmatter deutete gestern an, man wolle versuchen, eine neue Vereinbarung mit dem Land abzuschließen. Auf frühere Anfragen über die Pläne der Loveparade GmbH für Berlin hatte sie geantwortet, man sei in Gesprächen mit möglichen Partnern und Sponsoren, um die Veranstaltung langfristig auf eine solide wirtschaftliche Grundlage zu stellen. Zumindest nach außen stellte Strittmatter es so dar, dass es 2006 eine Love Parade geben würde – was mit dem Ende von Planetcom nun aber vollends zur Illusion geworden sein dürfte.

Stattdessen können die Fans elektronischer Tanzmusik voraussichtlich im kommenden Sommer bei einer anderen Parade durch den Tiergarten raven. Eine Veranstaltergruppe hat gestern für den ursprünglichen Love-Parade-Termin am 15. Juli die „B-Parade“ angemeldet. Dieser Umzug sollte ursprünglich während der WM-Zeit im Tiergarten stattfinden, was nun aber wegen der dort geplanten Fußball-Fanmeile unmöglich ist.

Also haben die B-Parade-Macher gestern bei den Behörden einen Antrag auf den 15. Juli eingereicht – und vorsorglich gleich für jedes zweite Juli-Wochenende bis 2011. „Wir werden die Lücke füllen, die die Love Parade hinterlassen hat“, kündigt Ralf Lipus an, einer der B-Parade-Manager. Der 45-Jährige hat seit 1998 Erfahrung als Produzent von Musik-Trucks auf der Love Parade gesammelt sowie ab 2000 beim Christopher Street Day. „Berlin braucht eine Parade, und wir erfüllen das Bedürfnis“, sagt er. 20 Anmeldungen für Musikwagen lägen bereits vor, erste Gespräche mit potenziellen Sponsoren liefen sehr vielversprechend.

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