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Berlin: Die Meisterfeger von Berlin

Schneller als die BSR: Eine kleine Firma räumte den Silvestermüll

Es sollte sein Meisterstück werden. Das hatte sich Oliver Kukuk am Neujahrsmorgen um vier Uhr früh geschworen, als er bei Eiseskälte am Brandenburger Tor über Silvester-Unrat stieg. Dann schloss der 36-jährige Chef der kleinen Berliner Straßenreinigungsfirma „ReTec“ sein mobiles Büro im Wohnwagen gleich hinter dem Tor am Tiergarten auf, knipste die Gasheizung an und ließ seine 60 Mann erfolgreich auf rund 130 Tonnen Abfall von Berlins größter Neujahrs-Party los.

Bis Mittag sah es Unter den Linden und am Pariser Platz schon aus, als hätte dort kein Mensch ins neue Jahr gefeiert. Bis Donnerstagfrüh soll auch die Straße des 17. Juni zwischen Tor und Siegessäule picobello sein. Und außerdem wollen die Leute von ReTec der Berliner Stadtreinigung (BSR) eins auswischen – denn erstmals wird die Partymeile diesmal von einer Privatfirma gereinigt.

Der Veranstalter des Open-Air-Spektakels, die Silvester Berlin GmbH, hatte den Einsatz zuvor ausgeschrieben und ReTec den Zuschlag erteilt, weil das von Oliver Kukuk gegründete Unternehmen ein Drittel weniger Lohn als die BSR verlangte. Gestern startete ReTec deshalb seine größte bisherige Säuberungsaktion und kehrte, was das Zeug hält. Man wollte einen Tick besser und schneller sein als die BSR in den Jahren zuvor. Und das schien zu gelingen: „Es läuft hervorragend“, lobte die Silvester Berlin GmbH.

Auch der Sportclub Charlottenburg (SCC) war „zufrieden“, weil sein Neujahrs-Lauf punkt 12 Uhr mittags am Pariser Platz und Unter den Linden problemlos starten konnte. „Keine Büchse, kein Papierchen, hat man hier extra für uns gewienert?“, freuten sich Sportler über den Anblick dieser zuerst gefegten Strecke. Auf der Kehrseite des Tores schleppten Laster unterdessen letzte Buden ab. Dick vermummte Trupps mit Besen rückten auf – noch in den Auspuffwolken. „Unsere Vorhut“, so ein Einsatzleiter.

Denn nun geschah auch hier, auf der zweiten Etappe, alles nach den Regeln der Zunft. Erst den Abfall per Hand und mit Kehrmaschinen aufhäufen und ihn dann mit Radladern auf Laster schaufeln. Dazwischen kramten Obdachlose und Krähen im Müll. Und im Park nebenan liefen Jogger ins neue Jahr.

Kein Schnee, kein Eisregen. Oliver Kukuk dankte dem Himmel. „Sonst müssten wir mit der Spitzhacke auf festgefrorenene Müll losgehen.“ Bleibt es so, kann er sein Meisterstück bis zur Abnahme durch die Behörden und seine Auftraggeber am frühen Donnerstag schaffen.

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