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Berlin: Die Messe tanzt

Die Love Parade steht kurz vor der Rettung, weil die Messegesellschaft mitmischt

Die gute Nachricht für die Technoszene und die Tourismus-Unternehmer der Region ist die schlechte Nachricht für die Freunde des Tiergartens: Die Love Parade wird wohl auch dieses Jahr wieder um die Siegessäule toben. Am 12. Juli, wie geplant. Der Berliner Medienbeauftragte Bernd Schip– horst sagte dem Tagesspiegel, dass die Messe Berlin voraussichtlich „in die Organisation der Parade einsteigen“ werde. Die Gespräche zwischen der Messe und der Love Parade GmbH als dem Veranstalter stünden kurz vor dem Abschluss.

Möglicherweise wird sie die Messe sogar finanziell an der Techno-Großparty beteiligen. Schiphorst sagte, dies werde noch im „Feinschliff der Abschlussverhandlungen“ geklärt. Das Ergebnis soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Schiphorst war, wie berichtet, vom Senat gebeten worden, das drohende Ende der Love Parade abzuwenden: In den letzten zwei Jahren, in denen der Massentanz nicht mehr als Demonstration anerkannt wurde, haben seine Veranstalter Verluste gemacht. Auch in diesem Jahr tat sich nach Aussagen von Fabian Lenz von der Love Parade GmbH ein klaffendes Loch in der Bilanz auf. Die Kosten für Müllbeseitigung, Verkehrssperrungen, Gebühren und anderes würden die Einnahmen absehbar um „einige hunderttausend Euro“ übersteigen, sagte Lenz vor gut zwei Wochen. Und er hatte keine Hoffnung, dass diese Lücke von weiteren Groß-Sponsoren geschlossen werden könnte.

Da brachte Schiphorst die Messe ins Spiel. Sie sollte ihre Erfahrung in der Organisation von Großveranstaltungen einbringen, die Wirtschaftlichkeit der Parade erhöhen und sich vor allem deren Kostenseite genau ansehen. Inzwischen aber scheint klar, dass die Messe nicht nur als eine Art „Unternehmensberatung“ tätig wurde. Vielmehr soll sie für den ganzen Bereich des Caterings, also der Versorgung der Teilnehmer mit Essen und Trinken zuständig sein: einer potenziell wesentlichen Einnahmequelle der Parade. Ob die Messe das Catering selbst abwickeln oder an einen Dritten vergeben wird, ist noch nicht durchkalkuliert.

Wenn Messe und Love Parade jetzt eine Vereinbarung treffen – dann wird es aber auch höchste Zeit sein: Dreieinhalb Monate vor der Party ist ein sehr später Termin, um Diskjockeys zu buchen, verbindliche Verträge mit Sponsoren und Geschäftspartnern zu schließen. Anders gesagt: Wenn bei den Verhandlungen jetzt noch etwas schief geht – dann war’s das. Dann wird es keine Love Parade mehr geben.

Holger Wild

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