zum Hauptinhalt

Berlin: Die neue Regierung: Von der Oper in die Senatskanzlei: André Schmitz ist Wowereits wichtigster Mann

Alle reden von der PDS. Dabei ist mit dem neuen Chef der Senatskanzlei bereits ein Stück Rosa-Luxemburg-Platz angekommen.

Alle reden von der PDS. Dabei ist mit dem neuen Chef der Senatskanzlei bereits ein Stück Rosa-Luxemburg-Platz angekommen. Nicht, dass André Schmitz mit den Sozialisten liebäugelt. Aber er war fünf Jahre lang, von 1992 bis 1997, Verwaltungsdirektor der Berliner Volksbühne und hat Frank Castorf den Rücken freigehalten. Heute ist die Volksbühne eine der angesehensten Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Und mit Schmitz lieferte das Theater, auf dem "Ost" draufsteht, in dem es aber von Anfang an gesamtdeutsch zuging, den Beweis, dass "Chaoten" auch rechnen können. Schlingensief, Kresnik, Marthaler, Castorf: Wer mit solchen Regisseuren umzugehen und eine Bude wie die Volksbühne aus Ruinen zu holen versteht, dem darf man ein gewisses politisches Geschick zutrauen.

André Schmitz, 1957 in Oberhausen geboren, ist Jurist. In Hamburg war er von 1988 bis 1990 Persönlicher Referent des 2. Bürgermeisters und Kultursenators Ingo von Münch. Es schlossen sich zwei Jahre am Stadttheater Hildesheim an, ehe Schmitz von Castorf nach Berlin geholt wurde. 1997 wechselte Schmitz an die Deutsche Oper Berlin, und da musste er als Geschäftsführender Direktor erneut seine Rechen- und Managerkünste erproben. Die Deutsche Oper, Sinnbild des alten West-Berlin, "entdeckte" damals ein Defizit von knapp 20 Millionen Mark. Solche Erfahrungen dürften ihm bei seiner neuen Aufgabe helfen. Nach dem Tod von Generalintendant Götz Friedrich leitete Schmitz das Haus an der Bismarckstraße kommissarisch.

Zum Thema Online Spezial: Machtwechsel in Berlin Hochgebildet, kultiviert, offen, aber hart in der Sache: Mit André Schmitz übernimmt ein ungewöhnlich vielseitiger Mann den Knochenjob in der Senatskanzlei. Vielleicht typisch für ein neues Politikverständnis in Berlin: In einer Talkshow sagte Klaus Wowereit, wenige Tage vor seiner Wahl zum Regierenden Bürgermeister: Die Berliner Politik müsse sich anstrengen, um von der Dynamik der Entwicklung in der Stadt nicht abgehängt zu werden. Wenn einer wie André Schmitz politische Verantwortung übernimmt und aus einer Staats-Oper in die Machtzentrale des Berliner Operettenstaats wechselt, dann ist das schon eine ungewöhnliche und animierende Karriere. Die Kultur hatte wohl auch noch nie solche unmittelbare Nähe zur Macht. Schließlich hätte Wowereit, der Theater- und Opernfreund, beinahe das Kulturressort für die Übergangszeit mit übernommen.

Rüdiger Schaper

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false