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Berlin: Die Neuköllner CDU nach der Abfuhr für Stefanie Vogelsang

Enorme Spannungen in der Neuköllner CDU haben offenbar dazu geführt, dass Sozialstadträtin Stefanie Vogelsang ohne Angabe von Gründen nicht mehr aufgestellt, stattdessen der im CDU-Kreisverband kaum bekannte Tempelhofer Jugendstadtrat Dietrich Schippel nominiert wurde. Wie berichtet, votierte der Kreisparteitag am Montagabend mit 54 zu 50 Stimmen für Schippel.

Enorme Spannungen in der Neuköllner CDU haben offenbar dazu geführt, dass Sozialstadträtin Stefanie Vogelsang ohne Angabe von Gründen nicht mehr aufgestellt, stattdessen der im CDU-Kreisverband kaum bekannte Tempelhofer Jugendstadtrat Dietrich Schippel nominiert wurde. Wie berichtet, votierte der Kreisparteitag am Montagabend mit 54 zu 50 Stimmen für Schippel. Für den Vorsitzenden der Jungen Union Neuköllns, Sascha Steuer, ist das Ergebnis Ausdruck einer "Spaltung" des Kreisverbandes.

Das Votum hatte zu einem Eklat geführt. Delegierte hatten lautstark protestiert. Wirtschaftssenator Wolgang Branoner, der Vogelsang wegen ihrer Kompetenz gelobt hatte, sprach von "Ignoranz", der Bundestagsabgeordnete und langjährige Kreisvorsitzende Dankward Buwitt von "Machenschaften". Vogelsang war am Montag zum vierten Mal angetreten, bei einem Kreisparteitag Ende Oktober war sie schon drei Mal durchgefallen. Der 55-jährige Schippel wird sich mit zwei weiteren Stadtrats-Kandidaten der CDU und zweien aus der SPD kommenden Donnerstag in der BVV zur Wahl stellen. Als Bürgermeister tritt der Amtsinhaber Bodo Manegold (CDU) an.

Steuer zufolge haben sich im Kreisverband in den vergangenen zwei Jahren zwei Lager gebildet, der konservative und Diepgen-kritische Parteizirkel "Union 2000" auf der einen Seite und auf der anderen die Anhänger Branoners, Buwitts und Vogelsangs. Stefanie Vogelsang sagte, der Konflikt sei bereits bei der Nominierung der Kandidaten für das Abgeordnetenhaus Anfang des Jahres aufgebrochen, als Wirtschaftssenator Branoner nur der siebte Listenplatz angeboten wurde. Auch sie sei Teilen der Neuköllner CDU als Störenfried ein Dorn im Auge gewesen. Dabei habe ihr "politischer Stil" eine Rolle gespielt, nie die fachliche Arbeit. Ihrer Ansicht nach war das Stimmverhalten "von langer Hand vorbereitet".

Die Union 2000 habe mit dem Ganzen nichts zu tun, sagte hingegen der Kreisvorsitzende, Reinhard Führer. "Das ist totaler Blödsinn. Der Regierende Bürgermeister hat in Neukölln eines seiner besten Ergebnisse aufgestellt, die es je gab". Er räumte aber ein, dass es "zwei Flügel" im Kreisverband gibt. Vogelsang habe es im CDU-Kreis nicht geschafft, "eine breite Zustimmung zu ihrer Person" zu bekommen, sagte Führer. Am Montagabend seien zudem "alte Rechnungen" beglichen worden, Unzufriedenheit über die Kandidatenplatzierung vor vier Jahren sei zum Ausdruck gekommen. Vogelsang war damals als frühere Mitarbeiterin Buwitts aus Bonn nach Berlin gekommen. Er habe damit gerechnet, dass es die Stadträtin "knapp" schaffen würde. Vogelsang, die in der SPD-CDU-Kommission zur Vorbereitung der Koalition mitwirkt, sagte, sie wolle weiter in der Neuköllner Partei arbeiten, könne sich aber auch eine Aufgabe auf Landesebene vorstellen.

Tobias Arbinger

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