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Berlin: Die Österreichisch-Deutsche Gesellschaft lädt zum Ball

Im Hotel Intercontinental wird sich auch am kommenden Wochenende wieder alles um Österreich drehen. Gestern trat dort Jörg Haider als Gast von Erich Böhme auf, in einer Woche heißt es "Wien, Wien, nur Du allein" - beim diesjährigen Ball der Österreicher in Berlin.

Im Hotel Intercontinental wird sich auch am kommenden Wochenende wieder alles um Österreich drehen. Gestern trat dort Jörg Haider als Gast von Erich Böhme auf, in einer Woche heißt es "Wien, Wien, nur Du allein" - beim diesjährigen Ball der Österreicher in Berlin.

Ob es der 36. oder gar schon der 40. Ball ist, zu dem die Österreichisch-Deutsche Gesellschaft in Berlin und Brandenburg am 12. Februar einlädt, wusste gestern deren Präsident Werner Goetz nicht so genau. Nur, dass man sich sputen müsse, wolle man auch dabei sein, wenn der Stargast Billy Mo seinen Tirolerhut besingt, der ihm so gut steht: Nur 25 Karten gab es am Sonntag noch.

Etwa 8000 Österreicher leben in Berlin, schätzt Goetz, der selbst seit 1970 sein Glück und Brot als selbstständiger Automobil-Versicherungskaufmann an der Spree findet. Kulinarisch fern der Heimat muss sich hier kein Alpenländer fühlen - für Vogerl- und Erdäpfelsalat, Eierschwammerln, Palatschinken, Marillenknödel und einen Großen Braunen gibt es in der preußisch-kargen Bockwurst-, Eisbein- und Buletten-Niederung mehr als eine heimische Futterkrippe.

Eine "würdige Heimstatt Österreichs im Herzen Europas" wird gerade für 250 Millionen Schilling in Tiergarten gebaut. Im Herbst soll die Botschaft der Alpenrepublik fertig sein und ein "gastliches Zentrum für Herzensösterreicher" werden, so versprach es im vergangenem Juni Botschafter Markus Lutterotti zur Grundsteinlegung in der Tiergarten- / Ecke Stauffenbergstraße nicht nur seinen hiesigen Landsleuten. Die können seit Herbst 1994 ihr hier verdientes Geld in Berlin auch auf eine heimische Bank tragen - die hiesige Filiale der Creditanstalt Wien.

Organisiert haben sich die nach Preußen Versprengten dabei bereits 1949 in dem "Verein der Österreicher in Berlin". Initiator war übrigens damals ein Kärntner, der Textilkaufmann Heinrich Burchala aus Zehlendorf. Bis zur deutschen Wende hatte der Verein etwa 1000 Mitglieder. Mit dem alpenländischen Beitritt zur Europäischen Union firmierte man sich 1995 zur Österreichisch-Deutschen Gesellschaft in Berlin und Brandenburg.

Viele Berliner Österreicher haben das ganz ernst genommen - sie zogen selbst ins Umland. Heute kann sich der Präsident der Österreichisch-Deutschen Gesellschaft an der Spree nur noch auf 280 Mitglieder verlassen. "Aber wir werden gerade wieder mehr", sagte Goetz gestern - immerhin macht der Verein zweimal jährlich gesellschaftlich auf sich aufmerksam. Außer dem Beitrag zur Berliner Ballsaison steht im Oktober die traditionelle Festivität zum Nationalfeiertag Österreichs an, in diesem Jahr ist sie dem Bundesland Tirol gewidmet.

Als man 1995 Kärnten in Berlin feierte, hieß der eingeladene Landeshauptmann Christoph Zernatto. Und wenn es nach Goetz ginge, hieß der auch heute noch so. Der 51-Jährige findet den Trubel um Jörg Haider ziemlich unproportional und es überhaupt bedenklich, dass sich 280 Millionen Europäer auf ein paar hunderttausend Wähler in Österreich stürzen. Das schade mehr, lenke es doch zu viel Aufmerksamkeit auf diesen Landeshauptmann der Kärntner, den man besser ignorieren würde.

Haben Deutsche also doch einen Hang zum Dramatisieren, wie schon 1994 der österreichische Autor Robert Menasse feststellte, als er als DAAD-Künstlerstipendiat ein Jahr in Berlin lebte? Auf alle Fälle singen sie gern - auch fremde Hymnen. Beim Ball der Österreicher in Berlin stehen die eingeborenen Stammgäste alljährlich ergriffen mit ihren Gastgebern und besingen das "Land der Berge, Land am Strome, vielgeliebtes Österreich". Vielleicht, weil Berliner bei jedem Schluck Bier auch ein Steuertröpfchen nach Österreich fließen lassen. Dort gehört die Gemeinde Mittelberg im Kleinen Walsertal seit 1890 zum Zollsystem des damaligen Deutschen Reiches. Womit Österreich Anspruch auf einen Anteil aus dem deutschen Biersteueraufkommen hat. Für Berlin hat es ein Finanzsenator einmal ausgerechnet - 2208,01 Mark sind es laut Elmar Pieroth.

Heidemarie Mazuhn

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