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Berlin: Die "Pappe" wird stabil wie ein Eiskratzer

BERLIN .In der Bundesdruckerei an der Kreuzberger Oranienstraße ist die Produktion für den neuen Euro-Führerschein schon längst angelaufen.

BERLIN .In der Bundesdruckerei an der Kreuzberger Oranienstraße ist die Produktion für den neuen Euro-Führerschein schon längst angelaufen.Führerscheinneulinge, die Anfang Januar ihre Prüfung bestehen, sollen dann bereits das neue scheckkartengroße Dokument vom Prüfer ausgehändigt bekommen.Es wird aus dauerhaftem und umweltverträglichem Polycarbonat gefertigt und soll so stabil sein, daß es angeblich sogar als Eiskratzer herhalten kann.

Wer seinen alten, grauen oder neueren, rosafarbenen Führerschein gegen das neue Dokument eintauschen möchte, kann dies gegen eine Gebühr von 47 Mark tun.Da allerdings für Jahresbeginn mit einem bundesweiten Ansturm auf den neuen Führerschein gerechnet wird, bittet die Innenverwaltung, mit dem Umtausch einige Monate zu warten, bis sich die Situation entspannt hat.Die Produktionskapazität der Bundesdruckerei beläuft sich auf mehrere Millionen Führerscheinexemplare pro Jahr.Da der Führerscheinumtausch bis zum Jahr 2005 abgeschlossen sein soll, muß die Führerscheinstelle bei 2,1 Millionen Führerscheinbesitzern in Berlin in den kommenden sieben Jahren 300 000 Anträge jährlich bearbeiten.Aber schon für die Monate Januar und Februar 1999 rechnet die Behörde mit einer Flut von rund 100 000 Anträgen.Längere Wartezeiten sind unter diesen Umständen nicht zu vermeiden.

Wer den neuen Euro-Führerschein beantragt, benötigt ein Paßbild im Format 35 mal 45 Millimeter, seinen alten Führerschein, seinen Personalausweis oder Paß und 47 Mark.Alle, die zwischen Januar 1968 und April 1982 in der ehemaligen DDR den Führerschein gemacht haben, müssen außerdem die Fahrerlaubnis-Antragskarte (VK 30) mitbringen.Derzeit geht die Bundesdruckerei von einer Wartezeit von etwa drei Wochen aus.

Es geht aber auch schneller - und teurer.Für ganz Eilige wurde der "Quick-Führerschein" erfunden, der innerhalb von 24 bis 48 Stunden ausgehändigt wird.Allerdings muß dafür neben der normalen Gebühr ein Eilzuschlag von 33,50 Mark plus Mehrwertsteuer bezahlt werden.

Der neue Führerschein, der das bisher 7-Klassen-System auf insgesamt 16 Klassen erweitert, bringt für die bisherige Klasse 3 (Pkw und Lkw bis 7,5 Tonnen) einige Einschränkungen.So dürfen Neuerwerber damit nur noch Lkw bis 3,5 Tonnen fahren.Inhaber der Klasse 2 (Lastwagen) und diejenigen mit einem Personenbeförderungsschein wie Bus- und Taxifahrer müssen sich ab dem 50.Lebensjahr einer ärztlichen Untersuchung unterziehen.

Mit dem neuen Führerschein soll gleichzeitig in Flensburg ein zentrales Führerscheinregister aufgebaut werden.Bisher wurden die Daten in dem Bundesland gespeichert, in dem die Führerscheinprüfung abgelegt wurde.Gleichzeitig hofft die Behörde, damit die falschen und gefälschten Führerscheine aus dem Verkehr zu ziehen, deren Zahl internen Schätzungen zufolge bei etwa drei Millionen liegen soll.Die neuen Führerscheine können bei den Meldestellen beantragt und abgeholt werden.

Diese haben montags, dienstags und donnerstag von 7.30 bis 14 Uhr, mittwochs von 13 bis 19 Uhr und freitags von 7.30 bis 12 Uhr geöffnet.Wer übrigens seine alte, liebgewordene, graue oder rosafarbene "Pappe" als Erinnerung behalten möchte, darf dies tun.Die Führerscheine werden dann lediglich ungültig gestempelt.

Führerscheine und Fahrerlaubnisse haben in Deutschland übrigens eine lange Tradition.Bereits 1904 wurde in Aschaffenburg die erste "Deutsche Autolenkerschule" eingerichtet.Und 1909 waren im Deutschen Reich 41 000 Automobile registriert, es ereigneten sich 6000 Verkehrsunfälle mit 194 Todesopfern, teilte Roland Schurig von der Verkehrsverwaltung mit.Zum Vergleich: In Berlin sind derzeit 1,4 Millionen Fahrzeuge angemeldet.Die Zahl der Verkehrstoten lag 1997 bei 87 bei insgesamt 151 617 Verkehrsunfällen; in diesem Jahr starben bisher 79 Menschen im Straßenverkehr.

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