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Berlin: „Die Polizei hat enorm viel gelernt“

Der Politologe und FU-Professor Peter Grottian hat sich im Vorfeld des 1. Mai mit seinem Bürgerbündnis „Denk Mai Neu“ für eine starke Zurückhaltung der Polizei während der linken und autonomen Demonstrationen ausgesprochen.

Der Politologe und FU-Professor Peter Grottian hat sich im Vorfeld des 1. Mai mit seinem Bürgerbündnis „Denk Mai Neu“ für eine starke Zurückhaltung der Polizei während der linken und autonomen Demonstrationen ausgesprochen. Er selbst wollte sogar ein polizeifreies Kreuzberg, um die Eskalation der Gewalt zu verhindern. Doch derart weit nahm Innensenator Körting seine Beamten nicht zurück. Jörn Hasselmann sprach mit Peter Grottian über den diesjährigen Polizeieinsatz.

Herr Grottian, sind Sie frustriert?

Ja. Man sieht nur minimale Fortschritte. Und jetzt gehen die Interpretationsrituale wieder los. Doch wir müssen fragen, was sich geändert hat: Alle angemeldeten Demonstrationen verliefen friedlich, es gab dort keine Gewalt. Die Polizei hat alles getan, die Gewalt einzudämmen. Das ist ein positiver Lernprozess der Polizei, das ist enorm. Es gab keinen Kessel und keine Ketten. Erst die Umleitung der 18-Uhr-Demo hat zu Verwirrung geführt, aber auch danach gab es keine großen Straßenschlachten wie im Vorjahr.

Sie loben die Polizei wie sonst nur der Innensenator am 2. Mai.

Das stört mich überhaupt nicht. Die Polizei hat in diesem Jahr mehr gelernt als die Autonomen.

Wie Sie im Vorfeld gefordert haben, hat sich die Polizei mit ihrer Präsenz in Kreuzberg sehr zurückgehalten. Zufrieden?

Diese Zurückhaltung der Polizei hat ihre Einsatzmöglichkeiten nicht beschränkt. Ob die Polizei nun nach drei Minuten oder nach fünf Minuten beim ausgeplünderten Plus-Supermarkt auf dem Oranienplatz ist, ist doch egal. Die Plünderung des Marktes sollte doch ohnehin nur die gute Stimmung des Festes auf dem Oranienplatz desavouieren.

Ist Ihr Konzept „Keine Polizei – keine Gewalt“ nicht aber doch gescheitert? Es wurde geplündert und zerstört, obwohl keine Polizei in Sicht war.

Wie immer die Strategie ist – einen Teil gewaltbereiter Jugendlicher werden wir nicht erreichen. Es ist absurd zu glauben, dass ein Konzept X oder Konzept Y diese Jugendlichen in Schach hält. Einige sehen Gewalt als Teil ihrer Mittel.

Wer kann diese Gewalttäter denn noch erreichen?

Auf die hat keiner mehr Einfluss. Die sind im Kopf nicht mehr von dieser Welt.

Also fliegen im nächsten Jahr wieder Steine in Kreuzberg oder Prenzlauer Berg?

Es gibt kein Konzept, um das zu verhindern. Wir müssen in den kommenden Jahren schrittweise das Maß an Gewalt reduzieren.

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