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Berlin: Die Rückkehr der Museumsschlange

Schon am ersten Tag gab es viel Andrang bei Goya

Vor dem Louvre im letzten Sommer, da haben sie kapituliert. Die Schlange! Die Hitze! Kein Schatten weit und breit! Dagegen war das Warten vor der Alten Nationalgalerie für Dieter und Lucie Wolf geradezu idyllisch, mit Schatten spendenden Kolonnaden, Bäumen sogar. Die anderthalb Stunden Wartezeit hat das Hamburger Touristenpaar gern in Kauf genommen, gespannt auf die vielen noch nie in Deutschland gezeigten Werke Goyas, dieses „Propheten der Moderne“, wie er im Titel der gestern eröffneten Ausstellung auf der Museumsinsel gepriesen wird.

Anderthalb Stunden am frühen Nachmittag – die beiden Hamburger sind einfach zu spät gekommen. Kurz nach der Eröffnung um zehn Uhr schlängelten sich die Kunstbeflissenen zwar auch schon, aber mäßig. Eine halbe Stunde, dann war man drin – wie Barbara Werning aus Augsburg. Jedes Jahr kommt sie mit ihrem Mann im Sommer für eine Woche nach Berlin. Eine besondere Beziehung zu Goya? Ihr Mann war mal im Prado, schwärmte ihr von dem Spanier vor, da war es klar, wohin der Weg durch Berlins Museen beide diesmal führen wurde. Ob es sich gelohnt habe? Welche Frage! „Der Höhepunkt unseres Urlaubs.“

Und dazu einer, der entspannt zu genießen ist. In der MoMA-Schau des letzten Sommers in der Neuen Nationalgalerie war es oft mühsam, einen Blick auf die populärsten Werke zu erhaschen. Maximal 1000 Besucher durften sich durch die Säle drängeln, bei Goya sind es nur 300, die sich am ersten Tag in der Mittagszeit auch sehr gut in den großen Räumen mit dem Ölgemälden und den kleineren Kabinetten mit der Grafik verteilten. Draußen näherte sich das Ende der Schlange da schon den Kolonnaden. Schön, wer vorgesorgt und sich einen Schirm mitgebracht hatte wie das ältere Ehepaar aus Berlin, nun in Sichtweite der Einlasskontrolle angekommen. Die Wartezeit hatten die beiden locker weggesteckt, bei einer Seligsprechung in Rom mussten sie schon mal drei Stunden in der Sonne ausharren, da kann sie keine Museumsschlange mehr schrecken. Warum sie gleich am ersten Tag gekommen sind? „Es wird doch nur immer voller.“

Das freut den Betreiber des Cafés unter den Kolonnaden, der auf schöne Umsätze hoffen darf. Und selbst in der Schlange muss niemand dursten, steht doch eine mobile Espresso-Station bereit – ein seifengrüner Citroen-Wellblechkombi, Baujahr 1966. Bei Goya kommen sogar Oldtimer-Freunde auf ihre Kosten.

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