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Berlin: Die Schöne und die Beats

Sängerin Amanda Murray alias She-Raw hat ihre Rolle gefunden: in der ersten TV-Serie über Hiphop

Gerade weiß Amanda Murray nicht recht, ob sie wütend oder stolz sein soll. Sie sitzt im Büro ihres Plattenlabels in Charlottenburg auf dem Balkon, ihre Stimme wird lauter. „Ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte“, sagt sie. Ihre schwarz gerahmten Augen funkeln. Da hat doch jemand kurz ihr DebütAlbums „Beauty & The Beats“ zum kostenlosen Download ins Internet gestellt. Das ärgert die Rapperin, schließlich hat sie jede Menge Zeit und Arbeit in das Werk gesteckt. 17 Songs hat die Berlinerin aufgenommen, in einem kleinen Studio in Steglitz über die Liebe und jede Menge Zwischenmenschliches gerappt und gesungen, und nicht dass sie gehofft hatte, mit ihrem Erstling reich zu werden, aber ein bisschen Respekt und Anerkennung wären schon schön – auch finanziell. „Ich will das Ganze ja nicht für umsonst gemacht haben. Musikmachen ist mein Job“, sagt Amanda Murray und klingt dabei resolut.

Ein bisschen schmeichelt der 22-Jährige dieser GAU natürlich auch, denn auf der Homepage ihres Plattenlabels haben erste Hörer ihre Kommentare und Bemerkungen hinterlassen, und die sind bislang durchweg wohlwollend. Ein bisschen wie Missy Elliott würde sie klingen, schreibt einer. Sie würde einfach nur abgehen, lobt ein anderer. Und während Amanda Murray versucht, davon möglichst beiläufig und unaufgeregt zu erzählen, kann sie die Freude über das plötzliche Interesse an ihrer Person doch nicht ganz verbergen. „Eigentlich kann ich mich nicht beschweren, denn bislang läuft doch alles super“, sagt sie.

Künftig könnte es vielleicht sogar noch besser laufen, denn seit Dienstag läuft auf dem Musiksender Viva die erste HipHop-Doku-Soap „Unser Block“. Darin ist Amanda Murray, die sich auf der Bühne in Anlehnung an eine Comic-Heldin She-Raw nennt, eine der weiblichen Protagonisten. Die Schlagzeilen der vergangenen Wochen und Monate über Künstler wie Sido, Bushido oder Fler hat die Macher der Serie offenbar dazu bewogen, sich das Geschehen in der Hauptstadt mal genauer zu betrachten. Schnell sind sie dabei auf Amanda Murray gestoßen. Als eine der wenigen Frauen dieses Genres behauptet sie sich seit zwei Jahren gegen die männliche Konkurrenz.

Anfangs wollte sie bei diesem Projekt, bei dieser Doku, gar nicht mitmachen, erzählt die Halbamerikanerin. Das ist doch voll peinlich, habe sie zuerst gedacht. Doch natürlich kann sie sich mit der Serie auch einem breiten Publikum vorstellen: „Ich hab mich ja nicht großartig verstellen müssen.“

Den Soundtrack zur Serie liefert die aufgedrehte Musikerin gleich mit. „41 Karat“ lautet das Album, das sie mit ihren Freunden Serk MC und Amun aufgenommen hat. Die Platte ist ein Art Liebeserklärung an Berlin, genauer: an Friedenau, wo sie aufgewachsen ist, und wofür die 41 steht, die alte Postleitzahl für den Zustellbezirk. So eben, wie die 36 für einen Teil Kreuzbergs steht.

Vielleicht ist diese Platte für Amanda Murray aber auch mehr als nur ein Soundtrack, denn vielleicht stimmt sie endlich auch ihre Eltern versöhnlich. Die hatten sich nämlich schon Sorgen um die berufliche Zukunft ihre Tochter gemacht, nachdem sie erst das Abi vergeigt und dann auch noch die Ausbildung zur Erzieherin geschmissen hat. „Das ging einfach nicht. Ich wollte lieber Musik machen“, sagt die Rapperin. Erste Anzeichen für eine Aussöhnung gibt es immerhin schon: Kürzlich besuchte ihre Mutter einen Auftritt. Als sie die Tochter so glücklich, stark und umjubelt auf der Bühne sah, da liefen ihr die Tränen über das Gesicht – vor Rührung.

„Unser Block“, ab sofort immer dienstags ab 21 Uhr auf Viva. Das Album „41 Karat“ erscheint am kommenden Montag.

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