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Berlin: Die schönsten Wasserspiele: Der Brunnen auf dem Ernst-Reuter-Platz entstand bei der Neugestaltung des Areals Ende der 50er Jahre

Über 500 Wasserspiele gibt es in der Stadt - und der Tagesspiegel stellt die schönsten und interessantesten in loser Folge vor. Der heutige Serienteil befasst sich mit einem Brunnen, der auf einem der verkehrsreichsten Plätze der Stadt steht.

Über 500 Wasserspiele gibt es in der Stadt - und der Tagesspiegel stellt die schönsten und interessantesten in loser Folge vor. Der heutige Serienteil befasst sich mit einem Brunnen, der auf einem der verkehrsreichsten Plätze der Stadt steht.

Am Anfang war das "Knie". Dieser Name galt bis 1953, als der Platz nach dem verstorbenen Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter benannt wurde. Die Bezeichnung Knie geht auf den hier gelegenen Knick der ansonsten schnurgeraden einstigen Verbindungsstraße zwischen dem Stadtschloss und dem Schloss Charlottenburg zurück. Ende der 50er Jahre wurde der Platz nach Plänen von Bernhard Hermkes und Werner Düttmann zu einem der größten und verkehrsreichsten Plätze Berlins umgestaltet und seitdem mehrfach umgebaut.

Schon vor der Umgestaltung des Platzes war im Südosten des Ernst-Reuter-Platzes das Institut für Bergbau der Technischen Universität Berlin von Willy Kreuer errichtet worden. Es folgten im Nordwesten der Bau für die heutige Eternit-AG-Hauptverwaltung von Hermkes (1956/57) und der parallel dazu angeordnete zehngeschossige Hochhaustrakt von Gustav Müller und Franz Sobotka sowie am Westrand des Platzes das 22geschossige 80 Meter hohe Telefunken-Hochhaus von Paul Schwebes und Hans Schoszberger (1960). Im Süden entstanden das IBM-Gebäude von Rolf Gutbrod (1961) und das Raiffeisenhaus von Hans Geber und Otto Risse (1972). Im Norden befindet sich das Architekturgebäude der Technischen Universität von Bernhard Hermkes (1968) mit dem Anbau für das Städtebau-Institut von Hans Scharoun (1970).

Anlässlich des 10. Todestages wurde 1963 ein symbolisches Erinnerungsmal an Ernst Reuter vor dem Gebäude der Architekturfakultät aufgestellt. Bernhard Heiliger entwarf die acht Meter hohe Bronzeskulptur "Die Flamme", an deren Sockel die Inschrift "Friede kann nur in Freiheit bestehen" eingemeißelt ist.

Auf der Mittelinsel, die durch Tunnel erreichbar ist, befinden sich zwei von Düttmann entworfene Wasserbecken mit 41 Fontänen, die nachts angestrahlt werden. Auf diese Mittelinsel führen die Bismarckstraße, die Hardenbergstraße, die Marchstraße, die Otto-Suhr-Allee und die Straße des 17. Juni.

Seit 1993 wurden die Wasserspiele aus Geldmangel eingeschränkt, und es sprudelte nur noch die 15 Meter hohe Hauptfontäne. Der Brunnen verkam zusehends. 1997 beschwerte sich schließlich Edzard Reuter, der Sohn des großen Politikers, in einem Brief an Charlottenburgs Bürgermeisterin Monika Wissel (SPD) über den "ungepflegten Zustand des zentralen Platzes". Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine engagierte Berlinerin des Wasserspiels angenommen, die "Brunnenfee" Isolde Josipovici. Sie setzt sich auch für die Erhaltung anderer Brunnen ein, damit sie wieder spurdeln und nicht zur Müllhalde verkommen. Frau Josipovici sammelte Geld, organisierte eine Benefiz Gala und initiierte den "Förderkreis Berliner Brunnen", obwohl sie aus dem Rathaus aufgefordert wurde, "endlich die Hände vom Ernst-Reuter-Platz zu lassen".

Als am 9. September 1998 die 41 Fontänen "ihres" Brunnens am Ernst-Reuter-Platz erstmals wieder in den Berliner Himmel sprühten, war Isolde Josipovici dabei. Bausenator Klemann dankte der "Berliner Brunnenfee" für ihr Engagement für die Wasserspiele. Edzard Reuter sprach ein kurzes Grußwort und zeigt sich erfeut, dass "der Ernst-Reuter-Platz wieder ansehnlich ist". Die Kosten für die Wiederherstellung in Höhe von 3,2 Millionen Mark teilten sich der Senat und eine Tochterfirma der Berliner Wasserbetriebe. Allerdings ist der Brunnen dieser Tage erneut versiegt. Vermutlich wurde eines der Becken bei der Love Parade beschädigt.

Sigrun Speckmann

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