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Berlin: „Die Schüler kommen, wann sie wollen“

Eine ehemalige Lehrerin berichtet aus dem Alltag

Eine frühere Lehrerin erzählt vom Alltag an der Rütli-Schule: „Die Schüler kommen und gehen, wann sie wollen. Es ist normal, dass in der ersten Stunde nur sechs oder sieben Schüler da sind und 30, 40 Prozent fehlen. In den späteren Stunden fehlen dann nur noch zehn Prozent. Hausaufgaben macht keiner, die Lehrer sind schon froh, wenn die Schüler Schulbücher, Hefte und etwas zu schreiben dabei haben. Bei vielen, gerade in den höheren Klassen, herrscht die Einstellung: Was soll’s, ob ich schlechte Noten habe, ich bekomme sowieso keine Lehrstelle. Ich bin ja auf einer Hauptschule. Und wenn ich keinen Job kriege, ist das auch egal. Meine Eltern leben auch von Sozialhilfe.

In den Klassenzimmern dominieren Jugendgangs, wobei die arabischen Schüler die stärkeren sind. Da kann es schon mal vorkommen, dass einer den anderen würgt, dass die Jungen mit Stühlen nacheinander werfen oder die Schultasche aus dem Fenster geworfen wird. Ein- bis zweimal die Woche gibt es Feueralarm, den keiner mehr ernst nimmt, weil klar ist, dass er von Schülern ausgelöst wurde. Die Toiletten sind nur in den Pausen zugänglich, während des Unterrichts sind sie abgeschlossen, weil sie sonst kaputt gemacht werden.

Die Lehrer haben es etwas leichter, dagegen einzuschreiten. Lehrerinnen werden von den muslimischen Schülern kaum anerkannt. Die wenigen deutschen Schüler haben es besonders schwer. Sie versuchen, sich irgendwie durchzulavieren. Die Mädchen, auch die muslimischen Schülerinnen aus den liberaleren Familien, werden als Dirnen angesehen, weil sie kein Kopftuch tragen. Lehrer, die die Kopftuchfrage angesprochen haben, haben schon anonyme Drohbriefe bekommen. Die Lehrer bemühen sich seit Jahren, aus dieser Schule herauszukommen.

Es wird auch viel geklaut. Ich habe meinen Geldbeutel, mein Handy und meine Schlüssel immer im Lehrerzimmer eingeschlossen, weil ich Angst hatte, in den Klassen beklaut zu werden. In den Pausen geht es ganz schlimm zu, zum Glück hatte ich nie Pausenaufsicht. Klassenreisen gibt es kaum noch. Man ist immer froh, wenn der Wandertag vorbei und nichts passiert ist.“ Aufgezeichnet von Claudia Keller

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