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Berlin: Die Schulen wollen’s wissen: Wo lernt man am besten?

Jede dritte Schule hat freiwillig Vergleichsarbeiten geschrieben – jetzt werden sie Pflicht

Eltern müssen die Schulbücher teilweise bezahlen und Vergleichsarbeiten am Ende der 10. Klasse werden Pflicht – das sind die zwei wichtigsten Neuerungen des Schuljahrs. Beim lange umstrittenen Thema Qualitätsvergleich hat sich die Stimmung gewandelt: Immer mehr Berliner Schulen wollen wissen, wo sie stehen. Nach Tagesspiegel-Informationen hat fast jede dritte Oberschule bereits im Sommer freiwillig Vergleichsarbeiten in der zehnten Klasse geschrieben. Die Ergebnisse der 15000 Tests werden jetzt ausgewertet.

Im November sollen alle 120 Schulen erfahren, wie sie abgeschnitten haben, heißt es an der Humboldt-Universität. Am meisten Interesse haben die Kollegien offenbar an einer Bestandsaufnahme in Englisch. Nach Angaben der Bildungsverwaltung wurden allein in diesem Fach mehr als 8600 Vergleichsarbeiten geschrieben, die sich am Cambridge-Standard orientierten. Immerhin 4800 Arbeiten waren es in Mathematik und 1500 in Deutsch: Hier konzipierte eine Berliner Expertengruppe die Tests in Anlehnung an die neuen Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz. Immerhin 20 Schulen wollten auch im Fach Französisch wissen, wie gut sie sind. Hier schrieben 450 Schüler mit.

Nun soll die Humboldt-Universität herausfinden, ob die Aufgaben, die gestellt wurden, für den großen flächendeckenden Durchgang im Sommer 2004 geeignet sind. Sie müssen so konzipiert sein, dass sie sowohl von Haupt-, Real- und Gesamtschülern als auch von Gymnasiasten bearbeitet werden können. Und sie sollen nicht den Stoff der letzten sechs oder acht Wochen abfragen, sondern – ähnlich wie die Pisa-Aufgaben – Aufschluss über die allgemeinen Kompetenzen im jeweiligen Fach geben.

„Die Schulen sollen erfahren, wo ihre Stärken und Schwächen liegen“, sagt Tom Stryck, der im Hause von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) das Referat für Qualitätssicherung leitet. Die Vergleichsarbeiten sind damit ein wichtiger Baustein der Bildungsreformen. Es herrscht Einigkeit darüber, dass es eine „Output-Kontrolle“ geben muss. Ohne Vergleichsarbeiten oder Zentralprüfungen würde es immer so weitergehen, dass jeder Lehrer nur seinen eigenen Erwartungshorizont absteckt.

Damit soll es künftig nicht nur in Klasse Zehn vorbei sein. Vergleichsarbeiten wird es ab 2004/05 bereits in der vierten Klasse geben, wobei schon jetzt die Vorbereitungen anlaufen. Hier geht es um Mathematik und Deutsch. Die gleichen Fächer stehen auch im Mittelpunkt bei so genannten Orientierungsarbeiten, die künftig in der zweiten Klasse geschrieben werden. Einen Pilotdurchgang an 28 Schulen gab es bereits vor zwei Monaten. Mit Hilfe dieser Orientierungsarbeiten soll festgestellt werden, ob ein Kind in die dritte Klasse versetzt wird oder besser ein weiteres Jahr in der Eingangsstufe verbleibt, um vor allem sprachliche Defizite zu beheben, bevor der weitere Schulstoff hinzukommt.

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