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Berlin: Die Schulverwaltung sucht zwar Hände ringend Lehrer, lehnt aber zahlreiche Bewerber ab

An der Berliner Schule werden in einigen Jahren voraussichtlich für die meisten Schulfächer nicht ausreichend Lehrer zur Verfügung stehen. Diese Lage ergebe sich wegen der rund tausend jährlich aus dem Schuldienst ausscheidenden Pädagogen auf der einen Seite und der bei weitem nicht ausreichenden Zahl von nachrückenden Lehramtsstudenten auf der anderen Seite.

An der Berliner Schule werden in einigen Jahren voraussichtlich für die meisten Schulfächer nicht ausreichend Lehrer zur Verfügung stehen. Diese Lage ergebe sich wegen der rund tausend jährlich aus dem Schuldienst ausscheidenden Pädagogen auf der einen Seite und der bei weitem nicht ausreichenden Zahl von nachrückenden Lehramtsstudenten auf der anderen Seite. Dies prognostizierte der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Ulrich Thöne. Wie berichtet, sucht die Schulverwaltung für dieses Jahr noch händeringend Lehrer für bestimmte Fächer. Dieser Zustand verärgert wiederum zahlreiche Lehrer, die bislang vergeblich Arbeit suchten - weil ihre Fächerkombination oder Qualifikation nicht dem vom Landesschulamt gesuchten Profil entspricht.

Dringend gesucht werden in Berlin Berufsschullehrer. In den West-Bezirken fehlen rund 40 Sonderschullehrer. Zudem konnten nicht genügend Englisch-, Französisch- und Spanisch-Lehrer für die Oberschulklassen sieben bis zehn gefunden werden, sagte Rita Hermanns, Pressesprecherin in der Schulverwaltung. Grundschullehrer mit Englisch-Ausbildung fehlen ebenso wie Arbeitslehre-Pädagogen für Hauptschulen. An Grundschulen in Neukölln, Spandau, Steglitz und Tiergarten fehlen rund 80 Lehrer. Auch beim Fach Musik gibt es der Senatsverwaltung zufolge nicht ausreichend qualifiziertes Personal. Künftig werde es auch bei Latein eng. Von den für dieses Schuljahr 400 geschaffenen Stellen im Einstellungskorridor sind deshalb erst rund 260 besetzt. Nach Aufstockung der Vertretungsmittel kämen weitere 265 Vollzeit-Lehrerstellen hinzu.

Unterdessen haben sich zahlreiche verärgerte Lehrer an den Tagesspiegel gewandt, die beklagten, sie haben sich beim Landesschulamt beworben, seien aber abgelehnt worden. So ärgert sich etwa eine Leserin - ausgebildete Grund- und Hauptschullehrerin mit 1. und 2. Staatsexamen - und langjährigen Erfahrungen im Sozialwesen darüber, dass sie als Sonderschullehrerin nicht in Frage komme, weil sie dafür nicht ausgebildet sei. Dass Bewerber abgelehnt würden, erkläre sich dadurch, dass derzeit nur ganz bestimmte Fächerkombinationen und Qualifikationen gesucht werden, sagte Frau Hermanns. Für die Berufsschulen haben sich etwa Wirtschaftsfachleute gemeldet, die jedoch das Zweite Staatsexamen nicht vorweisen könnten. Pit Rulff vom Personalrat der Berufsbildenden Schulen weiß von einem Fall, bei dem eine Diplomökonom-Pädagogin mit dem gesuchten Fach Sport wegen laufbahnrechtlicher Hindernisse nicht angestellt wird. Für dieses Schuljahr gingen nach Auskunft von Frau Hermanns im Landesschulamt 3800 Bewerbungen ein, davon kam die Hälfte aus anderen Bundesländern. Von den 1900 Berlinern gab ein Drittel an, arbeitslos zu sein. Nach Angaben der Statistikabteilung des Landesarbeitsamtes waren im Juli 1999 in Berlin 1660 Lehrer arbeitslos gemeldet. Die Senatsschulverwaltung hofft, die offenen Stellen auch mit 70 Referendaren zu besetzten, die im Herbst fertig werden. Zudem soll es weitere Umsetzungen und Vertragsaufstockungen geben.

Nach Auskunft von Rita Hermanns wurden seit 1997 rund 1000 Lehrer eingestellt. GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne hält dagegen, dass aber jährlich fast 1000 Pädagogen wegen Pensionierung oder Krankheit ausscheiden. Bislang wurden ihre Stellen wegen der öffentlichen Sparvorgaben mit einem "Kann Wegfallen"-Vermerk versehen und nicht neu besetzt - somit fielen seit 1997 parallel 2700 Lehrerstellen weg. Die jetzt von Ingrid Stahmer erreichte Ausnahme, diese Stellen künftig durch Einstellungen neu zu besetzen, begrüßt die Gewerkschaft. Allerdings fehlten eben die geeigneten Bewerber.

Annette Kögel

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