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Berlin: Die Schwarzmaler

Lahme Protest-Demo gegen Reformstau: Statt 3000 kamen 30

Sie wollten schon immer mal gegen den Reformstau in Deutschland auf die Straße gehen? Gegen zu hohe Steuern, Renten- und Gesundheitsbeiträge demonstrieren? Am Sonnabend hätten Sie Gelegenheit dazu gehabt – mitten auf dem Potsdamer Platz.

Dort wollte der „Verein zur Förderung von Reformen in Deutschland“ vor eindrucksvoller Kulisse der Regierung den Marsch blasen. Doch es kamen nicht die 3000 angemeldeten Demonstranten, sondern 30 – aus dem Marsch wurde ein Trauerspiel. Da passte es gut, dass Mit-Protestler und Pianist Andreas Wolter vor dem verlorenen Häuflein der versammelten Mittelständler die Nationalhymne nicht nur in Dur, sondern auch in Moll spielte. „Der Mittelstand ist nicht so demonstrationserfahren wie andere Gruppen“, sagte Frauenarzt und Reformstau-Demonstrant Jens Müller-Möhlies aus Spandau. Und schon gar nicht bei minus vier Grad.

Eigentlich wollte der Demo-Veranstalter Michael Krug alle möglichen Berufsgruppen einladen, unter freiem Himmel ihr Handwerk vorzuführen. Denn wenn das so weiter gehe mit der wirtschaftlichen Entwicklung, dann stünden am Ende alle auf der Straße. Ironisch sollten die Aktionen sein. Ein Bäcker etwa sollte kleine Protest-Brötchen backen. Der aber trat ebenso wenig in Aktion wie der Chirurg Johannes Bruck, der seine Aktion „Fett absaugen für Deutschland“ bereits Mitte der Woche abgesagt hatte. Statt dessen: Ein Malermeister aus Brandenburg strich Deutschland symbolisch schwarz. Daneben goss ein Bauunternehmer die Republik ebenso symbolisch in Beton.

Veranstalter Michael Krug bewahrt sich derweil den Optimismus für künftige Aktionen seines Vereins: „Jeder fängt mal klein an. Deshalb bin ich überhaupt nicht enttäuscht.“

Heiko Wiegand

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