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Berlin: Die Sehnsucht erhalten

Ulrich Wickert und sein Buch „Alles über Paris“

Eine Lebensaufgabe: Alles über Paris schreiben. Das traut sich keiner. Oder doch? Ulrich Wickert traut sich alles, und deshalb heißt sein Buch, das heute in die Läden kommt, auch schlicht „Alles über Paris“. Wickert, immerhin, ist Fachmann, er ist an der Seine zur Schule gegangen und war dort lange ARDKorrespondent – da ist es kein Wunder, dass der französische Botschafter Claude Martin den Theatersaal seiner Botschaft am Pariser Platz für die Vorstellung spendiert und selbst auf dem Podium Platz nimmt. „Ich habe viel über Paris gelernt aus diesem Buch“, sagt er, ein Ritterschlag für das Werk, das sich der französischen Hauptstadt aus unterschiedlichen Perspektiven nähert.

Es fängt, ganz ohne Vorwort, gleich mit dem Eiffelturm an, umkreist Notre Dame, seziert den Mythos Champs-Élysées, beschäftigt sich mit dem Leben der Künstlergemeinde und der schönen Kunst des Essens, mit dem Leben der Einwanderer in Montmartre. Es kommen Einwanderer vor, Gärten, der Louvre, die Steine der Bastille, Exkurse widmen sich den großen deutschen Exil-Parisern... Das ist alles nicht systematisch aufgebaut, sondern ein Mosaik mit Gedichten, historischen Zeugnissen, vielen alten Bildern in hübsch bibliophiler Aufmachung (Europa, 224 S., 26,90 Euro).

Ein wenig nostalgisch mutet das ganze Werk an. Oder? „Ich bin letzten Freitag noch einmal in Paris gewesen“, sagt Wickert, „und da war es noch so wie in diesem Buch beschrieben.“ Der stete Wandel sei ihm bewusst, aber vieles Pariserische sei dann doch weitgehend erhalten geblieben. Keine Stadt der Welt mache ihm beispielsweise so bewusst, dass man durch Städte zu Fuß gehen müsse, um ihren historischen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Ob er noch einmal in Paris leben wolle? Er lebe ja nun in Hamburg, wolle gern in Berlin leben, und: „Man muss Sehnsüchte haben, muss Sehnsüchte erhalten.“ Die Pariserin kommt im Buch nur am Rande vor, „eine besondere Schöpfung Frau“, sagt Wickert mit Dackelblick. Irgendetwas muss ja noch bleiben für „Alles über Paris, Band 2“. bm

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