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Berlin: Die Sinatra-Verschwörung

Tina, die Tochter des Entertainers, stellte in Berlin einen Kino-Politthriller vor

„Ach, fangen Sie bloß nicht vom Singen an.“ Tina Sinatras Blick wird strenger, die goldenen Riemchensandalen beginnen energisch zu wippen, und die tätowierte rote Rose am Knöchel wippt heftig mit. Wenn sie will, kann sie sehr abweisend sein, aber diesmal nicht lange, mehr nur so zum Spaß, denn die Frage nach ihren Gesangsversuchen, an der Seite von Vater Frank und Schwester Nancy, liegt nun mal nahe, auch beim Gespräch im Adlon. Jaja, die alte Weihnachtsplatte. Sie zu dritt mit Riesenorchester im Studio, und immer diese Duette. Mal Papa mit Tina, dann mit Nancy, danach beide Schwestern zusammen. Und nicht jeden Song nur einmal, sondern gleich in mehreren Aufnahmen. Für die beiden anderen kein Problem, aber für sie „fürchterlich.“

Vermutlich enden alle Interviews mit Tina Sinatra irgendwann bei ihrem Vater, egal, wo sie begonnen haben. In diesem Fall bei „The Manchurian Candidate“, einem von Tina Sinatra produzierten Politthriller, der in den USA überraschend gut lief und am 11. November auch in die deutschen Kinos kommt. An diesem Mittwochabend war er Anlass für eine Vorpremiere im Kino „International“ samt anschließendem Podiumsgespräch, mit Tina Sinatra und Drehbuchautor Daniel Pyne als Hauptpersonen.

Auch bei diesem Film der Tochter ist man schnell wieder beim Vater. Um exakt zu sein: im Jahr 1962. Damals kam die Urversion des „Manchurian Candidate“ in die US-Kinos, eine Thriller über im Korea-Krieg gefangene und einer Gehirnwäsche unterzogenen US-Soldaten, die als ferngesteuerte Killer in ihre Heimat zurückkehren. Frank Sinatra hatte damals die Hauptfigur des Major Marco gespielt, war ungemein an dem Projekt interessiert. Aber United Artists wollte den schon fertigen Film nicht groß rausbringen, sondern mit ungünstigem Starttermin begraben. Bei einem Besuch im Oval Office erzählte Sinatra dem Präsidenten davon, der rief kurz mal bei United-Artists-Boss Arthur Krim an, der zugleich Schatzmeister der Demokraten war – schon war der Film über einen geplanten Mord an einem Präsidentschaftskandidaten im Kino. Leider kein Erfolg, und als Kennedy erschossen worden war, wurde der Film aus dem Verkehr gezogen.

Erst 1987 kam er wieder ins Kino und wurde doch noch Erfolg. So entstand die Idee eines Remakes, zu dem Frank Sinatra seine Tochter ausdrücklich ermutigte. Aber eine aktualisierte Fassung sollte es sein, und dass bedeutete für Tina vor allem, dass der Feind nicht länger außerhalb der US-Gesellschaft stehen könnte. Die Verschwörung geht nun von machtbesessenen Großkonzernen aus, in diesem Fall der Firma Manchurian Global, der wiederum Major Marco (Denzel Washington) auf die Schliche kommt. Ein Film (Regie: Jonathan Demme, „Das Schweigen der Lämmer“), der für Tina Sinatra in der Tradition von Politthrillern wie „Die drei Tage des Condor“ steht. In dem sich das tiefe Misstrauen in die Politik und die Regierung kristallisiert. Reaktionen aus dem Weißen Haus? Diesmal keine.

So hat Frank Sinatra seiner Tochter doch mehr Raum gegeben sich zu entwickeln, als es der Titel ihres Buches „My Father’s Daughter“ vermuten lässt. Was nichts daran ändert, dass die Karriere bei ihm immer vor der Familie kam. Dennoch denkt Tina nicht mit Groll an ihn zurück: „He was a pussycat.“

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