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Berlin: Die Sportvereine atmen auf - Senator Klaus Böger: Öffentliche Anlagen sind weiter gratis zu nutzen

Berliner Sportvereine sollen in Hallen, auf Plätzen und in Bädern auch in Zukunft unentgeltlich trainieren können. Um die sozialpolitischen Funktionen des Sports wie Gewaltprävention, Ausländerintegration und Jugendförderung besser zu nutzen, sollen künftig mehr Straßen und Plätze für Trendsportarten erschlossen werden.

Berliner Sportvereine sollen in Hallen, auf Plätzen und in Bädern auch in Zukunft unentgeltlich trainieren können. Um die sozialpolitischen Funktionen des Sports wie Gewaltprävention, Ausländerintegration und Jugendförderung besser zu nutzen, sollen künftig mehr Straßen und Plätze für Trendsportarten erschlossen werden. Zudem wird die Einrichtung einer vierten sportbetonten Oberschule geprüft - sie soll voraussichtlich in Charlottenburg liegen. Nachdem die Eissporthalle abgerissen wurde, soll nach Auffassung von Sportsenator Klaus Böger (SPD) die Deutschlandhalle zur reinen Eissportnutzung umgebaut werden. Damit zieht Böger das Konzept von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) dem seines Parteikollegen Peter Strieder vor. Berlin brauche darüber hinaus langfristig eine Großsporthalle mit 15 000 bis 20 000 Plätzen für internationale Wettkämpfe - diese kann angesichts der knappen Landeskassen nur mit der Hilfe privater Financiers entstehen. "Ich bin zwar für Visionen, nicht aber für Illusionen zu haben", sagte der neue Senator am Mittwoch im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, in dem er sein sportpolitisches Programm präsentierte.

"Der Sport verdient deutlich mehr Aufmerksamkeit", so Böger. In der Stadt engagieren sich fast 40 000 Ehrenamtliche in 1900 Vereinen. 520 000 Berliner sind Vereinsmitglieder. In den West-Bezirken sind 19 Prozent der Einwohner im Verein organisiert, der Prozentsatz von acht Prozent in Ost-Berlin sei steigerungswürdig, so Böger.

Um den Breiten- und Leistungssport zu unterstützen, gibt das Land jährlich 300 Millionen Mark für die Sportförderung in den Vereinen aus - damit werden etwa Trainergehälter gezahlt. In diesem Betrag sind auch die 100 Millionen Mark Betriebskosten für die im Zuge der Olympiaplanung entstandenen Großsportanlagen - Max-Schmeling-Halle, Velodrom, Schwimmsporthalle - enthalten, die das Land trägt. Im Sporthaushalt schlagen zudem 92 Millionen Mark extra zu Buche, mit denen die Bäderbetriebe als Träger der Berliner Schwimmstätten bezuschusst werden. Aufgestockt wurde das Sportstätten-Sanierungsprogramm: Für die bauliche Unterhaltung sollen den Bezirken jährlich weitere 100 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden, sagte Böger. Fünfzig Prozent kommen aus dem Landeshaushalt, fünfzig Prozent aus den Kassen der Bezirke - erst muss aber noch das Parlament das Sonderprogramm bewilligen.

Was den Leistungssport angeht, wird Berlin wohl 60 Athleten zu den Olympischen Spielen schicken und damit zehn Prozent aller Teilnehmer stellen - der bundesweit prozentual höchste Anteil. Anfang Februar beginnt die Reihe der Spitzensportveranstaltungen im "Schwimmpalast" Landsberger Allee mit der Premiere des Kurzstrecken-"Fina"-Weltcups. Die Stadt werde sich darum bemühen, Sitz internationaler Sportverbände zu werden, sagte Böger. So läuft etwa die Bewerbung beim Basketball-Weltfachverband.

Der Vorsitzende des Landessportbundes, Manfred von Richthofen, bezeichnete die Auftakt-Erklärung des Senators auf Anfrage als "erfreuliche Ouvertüre". Da ein Nutzungsentgelt für öffentliche Anlagen eine "drastische Gebührenerhöhung" bei den Vereinen nach sich zöge, begrüßte er die Böger-Erklärung. Zu den Verhandlungen zum Olympiastadion mit dem vom Senat bevorzugten Bieter, der Walter Bau AG, gab von Richthofen zu bedenken, die Zukunft der auf dem ehemaligen Reichssportfeld ansässigen Vereine sei noch ungeklärt.

Annette Kögel

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