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Berlin: Die Spree rauscht gefährlich

Während in Cottbus gegen die Wassermassen gekämpft wird, machen sich die Spremberger schon ans Aufräumen.

Von Sandra Dassler

Auf der Terrasse der historischen „Spreewehrmühle“ lassen es sich zahlreiche Restaurantbesucher bei Kaffee und Kuchen gutgehen. Wenige Meter von ihnen entfernt schwillt das Rauschen der Spree von Minute zu Minute an. Längst ist die Brücke über das Große Spreewehr gesperrt. Sandsäcke sichern die Gebäude und Deiche entlang des Flusses. „78 000 Säcke haben wir mit Sand gefüllt“, sagt der Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD). Er schaut besorgt auf die Fluten. Normalerweise fließen hier 18 Kubikmeter pro Sekunde durch das Wehr, vorige Woche waren es bereits 36. Jetzt sind es etwa 80, 110 Kubikmeter pro Sekunde können es in den nächsten Tagen noch werden.

„Das Problem ist, dass die Talsperre im sächsischen Bautzen auch weiterhin sehr viel Wasser abgeben muss“, sagt Szymanski. Schon am Sonntag soll es wieder heftige Regenfälle geben. Das gilt für die Talsperre Spremberg. „Ob die uralten Spreedeiche solchen Wassermassen mehrere Tage lang standhalten können, ist ungewiss, denn so etwas hat es in Cottbus noch nicht gegeben“, sagt der ehemalige Verkehrsminister des Landes Brandenburg. Momentan sind in Cottbus mehrere Kleingartensiedlungen und eine Fernwärmetrasse gefährdet. 10 000 Cottbuser werden am Freitag kein warmes Wasser mehr haben. Ein Problem sind auch die vielen großen Bäume, die in die Spree gestürzt sind. Sie müssen von der Feuerwehr wieder herausgezogen werden, weil sie Brücken, Dämme und andere Bauwerke gefährden könnten. Auch die „Spreewehrmühle“ könnte überflutet werden, die Besitzerin hat die Möbel bereits ins Obergeschoss geschafft. „Wir bleiben aber weiter geöffnet“, versichert sie dann noch.

Und während hier und an Elbe und Elster die Pegel weiter steigen und die Menschen weiter bangen, gibt es flussaufwärts an der Spree leichte Entspannung. Die Hoffnung macht sich ausgerechnet an den Sandsäcken in der teilweise überfluteten und deshalb für Autos gesperrten Johannesgasse in Spremberg fest: Die unteren Säcke sind noch nass, hier stand das Wasser. „Aber die Betonung liegt auf stand“, sagt Lars Springer von der Stadtverwaltung: „Zwölf Zentimeter ist das Wasser in den letzten vier Stunden zurückgegangen.“ Springer ist sonst für Tief- und Straßenbau verantwortlich, in diesen Tagen aber für die Sicherung der Deiche. Als die Spree in Spremberg das letzte Mal so hoch stand, schrieb man das Jahr 1981 und Springer ging noch zur Schule. „Wenn uns nicht neuer Regen dazwischenkommt, haben wir es vielleicht geschafft“, sagt er.

Am anderen Ende der Johannesgasse versucht der Hausmeister des Hotels „Zur Post“ gerade, den höchsten Teil des völlig überfluteten Biergartens mit einem Besen zu säubern. Noch ist es aussichtslos. „Ich fürchte, es wird noch einige Tage dauern, bis wir hier wieder Kaffee trinken können“, sagt Kerstin Freißler. „Aber das ist alles kein Vergleich zu den Zuständen in Meißen, Grimma und Mühlberg in Sachsen.“

Der Gartenzwerg auf der Terrasse „Zur Post“ lächelt, während in der Spree neben ihm zehn Mal so viel Wasser wie sonst flussabwärts fließt – zur Talsperre Spremberg, nach Cottbus und dann in den Spreewald.

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