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Berlin: Die Spree: Sauber – und rein!

Der Fluss könnte bald wieder klar genug sein, um darin zu baden. Der Architekt Ralf Steeg hat dafür ein Konzept vorgelegt

Ralf Steeg hat einen Traum. Er sieht Familien in einer sauberen Spree plantschen. Er sieht Nachtschwärmer, die sich einen Film im Freilichtkino anschauen, das auf Pontons im Fluss schwimmt. Und er sieht Jugendliche, die ihre Zelte aufschlagen, ebenfalls auf schwimmenden Pontons. Ralf Steeg, 44, träumt davon seit zehn, vielleicht zwölf Jahren. So genau weiß er das nicht mehr. Aber er weiß, dass sein Traum kein Hirngespinst sein muss.

Er weiß es, seit ihm an einem heißen Julitag vor fünf Jahren ein ebenso simpler wie genialer Einfall kam. Damals hatte er herausgefunden, was den Fluss schmutzig macht. Es sind nicht die Ableitungen von großen Industrien, denn die gibt es in Berlin kaum noch. Es sind schlicht die bis zu 30 Regentage im Jahr, die mit einem Mal so viel schmutziges Wasser von den Straßen und Dächern bringen, dass die Kanalisation es nicht mehr schafft. An diesen Tagen läuft das Wasser ungeklärt in die Spree. Steegs Idee: Er will das schmutzige Wasser in Containern auffangen, so lange, bis die Kanalisation wieder frei ist. Dann kann das schmutzige Wasser wieder zurückgepumpt werden, gelangt zum Klärwerk, und fließt schließlich gesäubert in die Spree.

In seinem Traum sieht Ralf Steeg die Tanks als schwimmende Module im Wasser. Sie könnten stabil genug sein, um darauf Restaurants einzurichten. Oder ein Freilichtkino. Oder einen Campingplatz. „Auf jeden Fall könnte man die Flächen aber vermieten und damit einen Teil der Kosten wieder hereinbekommen“, sagt Steeg. Erfahrung hat er auf dem Gebiet keine. Er ist Landschaftsarchitekt und kein Wasserwirtschaftsingenieur. Aber seine Idee findet viele Freunde bei Leuten, die etwas vom Wasser und vom Dreck in der Spree verstehen. Eine wissenschaftliche Studie, die vom Berliner Kompetenzzentrum Wasser gefördert wurde, hat ergeben, dass seine Idee technisch machbar ist. Mehr noch: Die Lösung könnte wesentlich kostengünstiger sein, als konventionelle Maßnahmen zur Reinigung des Wassers. Ein neues Gutachten soll jetzt herausfinden, was Steegs Idee kosten würde. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt würde sie fördern, wenn der Senat ein Drittel der Summe übernimmt. „Es hängt jetzt sehr viel von der Verwaltung ab“, sagt Steeg.

Und die Verwaltung ist skeptisch. Wolfgang Bergfelder, Abteilungsleiter für den integrativen Umweltschutz bei der Stadtentwicklungsverwaltung, sagt: „Steegs Idee kann ein Baustein in einem größeren Rahmen sein.“ Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe, nennt als eine der ungeklärten Fragen den hohen Energieaufwand, der nötig wäre, das Schmutzwasser von den Tanks in die Kanalisation zurück zu pumpen. Auch Steegs Idee, die Pontons zu vermieten, sieht er skeptisch: „Es gibt so viele ungenutzte Grundstücke am Spreeufer“, sagt Natz, „da ist die Nachfrage nach zusätzlichen Flächen nicht gerade hoch.“

Dennoch sehen Bergfelder und Natz Potenzial in Steegs Idee. Und sie wissen auch, dass sie etwas tun müssen, um die Spree sauber zu bekommen. Denn bis 2015 verlangt die EU in ihrer Wasserrahmenrichtline dass alle Flüsse sauber sein müssen. „Die Grenzwerte halten wir heute nicht ein“, gibt Bergfelder zu.

Ralf Steeg will aber so lange nicht warten. Er hat seiner Idee einen programmatischen Namen gegeben: Spree2011. Dann will er in der Spree baden können. Und nicht nur davon träumen.

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