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Berlin: Die Stadt verliert ihr Grün

Seit Jahren werden mehr Straßenbäume gefällt als neu gepflanzt – was das Feinstaub-Problem verschärft

Das Fällen eines Baumes geht schnell. Rund 100 sollen in Pankow umgesägt werden, weil sie nach Angaben von Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) nicht standfest sind. Mit dem Nachpflanzen hapert es aber. Auch in Pankow ist ungewiss, wann es neues Grün geben wird. Seit Jahren bereits ist die Baumbilanz negativ. Die grüne Stadt Berlin verliert zunehmend mehr Grün.

Noch sei die Lage nicht dramatisch, sagte die Referatsleiterin für Stadtgrün bei der Stadtentwicklungsverwaltung, Beate Profé. Fehlendes Geld verhindere derzeit ein Nachpflanzen in der erforderlichen Zahl. In den vergangenen Jahren wurden durchschnittlich 3933 Straßenbäume neu gepflanzt und 4767 gefällt. Insgesamt gibt es rund 416 000 Bäume an Straßen. Ziel sei es nach wie vor, diesen Bestand zu erhalten, sagte Profè.

Mit etwa 110 Bäumen pro Kilometer Stadtstraße hat Charlottenburg-Wilmersdorf den größten Bestand an Straßenbäumen. Und dort gibt es auch mit die größten Lücken. Auch Jahre nach der Fällung sind an zahlreichen Straßen die Baumscheiben heute noch öde – wenn nicht Wildkraut wuchert. Die Lücken sind nach mehreren Sturmschäden sowie durch das Fällen kranker Bäume entstanden.

Ein Jungbaum kostet etwa 300 bis 400 Euro; mit der erforderlichen Pflege müsse man in den ersten Jahren etwa 500 Euro pro Baum aufbringen, sagt der Experte Hartmut Balder. Spendenaufrufe des Bezirksamtes haben bisher nicht viel Geld erbracht. Etwas erfolgreicher ist die Aktion des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Mehr als 1100 Bäume konnten seit 2002 durch Spenden gepflanzt werden. Am Kurfürstendamm ließ der Unternehmer Hans Wall Lücken auf seine Kosten neu bestücken.

Wie Charlottenburg-Wilmersdorf sei auch Pankow nicht in der Lage, die 100 jetzt fallenden Bäume schnell zu ersetzen, ließ Bürgermeister Köhne mitteilen. Ähnlich sieht es in anderen Bezirken aus. Eine Pflicht zum Nachpflanzen besteht nicht.

Hilfe könnte von einem „Umweltentlastungsprogramm“ kommen, das von der EU und Berlin gemeinsam finanziert wird. Bis 2013 soll es dafür insgesamt 170 Millionen Euro geben. Fünf Millionen Euro davon will die Umweltverwaltung den Bezirken für das Neupflanzen von Bäumen überlassen. Doch die Verhandlungen mit der EU seien noch nicht abgeschlossen, teilte die Umweltverwaltung mit.

Sie hat großes Interesse daran, dass das Grün erhalten bleibt. Die Blätter der Bäume binden nämlich auch Feinstaub, den die Verwaltung im nächsten Jahr in der Innenstadt mit einem teilweisen Fahrverbot verringern will. In welchem Umfang Blätter Feinstaub aufnehmen, sei allerdings noch nicht abschließend geprüft, sagte Balder.

Und nicht immer sei es sinnvoll, gekappte Bäume an Ort und Stelle zu ersetzten. Stünden Bäume etwa zu dicht, werde der Luftaustausch oder die Lichtzufuhr eingeschänkt. Vor jedem Neupflanzen solle man prüfen, ob der Standort wirklich für den Baum geeignet sei. Grundsätzlich dürfe es „keine Angst vor der Säge“ geben.

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