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Berlin: Die Staufahnder

Die Verkehrsmanagementzentrale will ihre Hinweise für Autofahrer verbessern – mit Hilfe von Taxis

Ein kurzer Anruf bei seinen Mitarbeitern und Axel Schultz weiß, wo nichts mehr geht und wo er entlangfahren sollte, um nicht im Stau hängen zu bleiben. Dass auf Berlins Straßen nichts mehr ging, kam in letzter Zeit häufiger vor. Die Gründe: Riesenloch in der Autobahn A 100, Kerzen-Demonstration und Skater-Demonstration am Großen Stern, Hartz-IV–Demonstrationen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Schultz also vertraut darauf, dass seine Mitarbeiter den Überblick behalten, wenn sich ein Verkehrschaos anbahnt. Mit Bernd Leitsch leitet er die Verkehrsmanagementzentrale (VMZ) im Daimler-Chrysler-Quartier am Potsdamer Platz, die mit ihren Informationen den Verkehr auf Berlins Straßen am Fließen halten will.

Auf der Internetseite der VMZ steht, welche Straßen gesperrt sind, wo Baustellen oder Unfälle den Verkehr behindern. Werktags von 6 Uhr bis 18.30 Uhr aktualisieren die Verkehrsbeobachter ihre Warnhinweise, wenn irgendwo in Berlin der Verkehr stockt. Sie stellen fest, dass die Menschen in den östlichen Bezirken der Stadt etwa eine halbe Stunde früher zur Arbeit fahren und der Verkehr Richtung Stadtmitte deswegen auch früher stockt – ab halb acht etwa. Der RBB-Radiosender 88acht hat einen Redakteur in der VMZ-Zentrale sitzen, der von dort aus halbstündlich direkt auf Sendung geht. Nur: Losfahren, VMZ anrufen, Stau umfahren – so wie Schultz es gewohnt ist, bleibt es nicht für den gemeinen Autofahrer. Die VMZ stellt zwar gratis aktuelle Verkehrsinformationen ins Netz, Meldungen aufs Handy sind demnächst aber kostenpflichtig.

Um die Baustellen möglichst lückenlos zu erfassen, telefonieren zwei Mitarbeiter täglich jene Bezirksverwaltungen ab, die für die Baustellen zuständig sind. Nur die ganz großen Brocken koordiniert die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zentral. Die Daten zum aktuellen Verkehr erhält die VMZ von Behörden, der Polizei und über Kameras und Detektoren an den Fahrbahnen.

In der Zentrale der Staubeobachter prangt an einer Wand ein postergroßer elektronischer Straßenplan. Wo es Rot blinkt, ist Stau. Seit kurzem hängt neben dem großen Stadtplan eine zweite Tafel. Sie erhält Daten von Sendern, die an rund 300 Taxis angebracht sind. So können die VMZ-Mitarbeiter erkennen, wie rasch die Taxis durch die Stadt kommen. Gemessen wird zwischen zwei Verkehrsknotenpunkten, an denen Antennen stehen. Das System basiert auf GPS-Funktechnik. Die Auswertung der Daten ist im Moment noch etwas umständlich: Die Verkehrsmanager müssen die Informationen auf den beiden Tafeln in ihrer Zentrale vergleichen. Erst in einiger Zeit soll das System soweit sein, dass es alle eingehenden Daten auf nur einer Tafel bündeln kann.

Auf den Anzeigetafeln wirken die Berliner Staus beherrschbar. Auf der Straße ist das trotz Hinweisen nicht immer so. Zwar sollen große elektronische Informationstafeln Staugefahr anzeigen. Nur waren die bisher nicht immer zuverlässig : Es kam vor, dass Autofahrer auf einen Stau hingewiesen wurden, den es nicht gab. Oder die Tafeln verhießen freie Fahrt, die aber nach wenigen Metern im Stau endete. Eine gewisse Verzögerung bei der Übermittlung der Hinweise auf diesen Tafeln sei nicht zu vermeiden, sagen die VMZ-Chefs, doch man sei schon besser geworden. Die Polizei könne Informationen direkt auf die Tafeln schicken.

Möglich, dass die Stautafeln an den Straßen bald auch Werbung zeigen. Die VMZ braucht Geld. Mit rund 15 Millionen Euro hat der Senat ihren Aufbau unterstützt. Im nächsten Jahr aber muss die von Daimler-Chrysler und Siemens betriebene VMZ auf eigenen Beinen stehen. Auch wenn der Betrieb bis 2010 vertraglich gesichert ist. Geld sollen auch die kostenpflichtigen Dienste einspielen. Doch bisher hält sich die Nachfrage in Grenzen. Der Leidensdruck auf den Straßen der Stadt ist noch nicht groß genug.

Weitere Informationen unter

www.vmzberlin.de

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