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Berlin: Die Straßen am Reichstag sind fertig - nur die Namen fehlen

BERLIN .Eine Woche vor der ersten Bundestagssitzung im Reichstag sind die ersten Straßen um das Gebäude fertig.

BERLIN .Eine Woche vor der ersten Bundestagssitzung im Reichstag sind die ersten Straßen um das Gebäude fertig.Bausenator Klemann gab gestern die Ebertstraße, die Scheidemannstraße und die Paul-Löbe-Allee frei.Das sind die Straßen, die direkt an den Reichstag angrenzen.Später fertig und außerdem 25 Millionen Mark teurer als ursprünglich geplant wird dagegen das gegenüber dem Reichstag liegende Jakob-Kaiser-Haus.Der Chef der Baukommission des Bundestages, Dietmar Kansy, nannte den November 2000 als Termin der Fertigstellung des Bürogebäudes.Das ist ein Jahr später als erwartet.

2800 Quadratmeter zwischen Reichstag und Jakob-Kaiser-Haus sind nun mit zwei mal zwei Meter großen Granitplatten aus Schlesien ausgelegt - ein "repräsentativer Teppich", wie Klemann es nannte, angemessen der zukünftigen herausgehobenen Funktion ("zur Kommunikation zwischen Berlinern und Abgeordneten").

Gut 12 Millionen Mark hat die Pflasterung gekostet.Das Granit wird von einem Betonband durchschnitten, um an die Mauer zu erinnern.An einer Stelle wurde eine "Kerbe" eingearbeitet, die wiederum die Öffnung der Mauer 1989 symbolisieren soll.

Immer noch Verwirrung gibt es über den Namen dieser Fußgängerzone.Klemann und seine Verwaltung nennen den Platz zwar beharrlich seit über einem Jahr "Ebertplatz", einen solchen gibt es offiziell jedoch nicht.Klemanns Sprecherin Petra Reetz räumte ein, "Ebertplatz" sei nur ein Arbeitstitel.Die Bezeichnung jedoch hat sich mittlerweile verselbständigt.

Der offizielle Berliner Straßenführer "Kaupert" läßt die Ebertstraße bis zur Spree verlaufen; einen "Platz", wenn auch jetzt einer entstanden ist, gibt es im offiziellen Straßenverzeichnis nicht.Über "Ebertplatz" - auch auf der Einladung für die Übergabe - wunderte sich nicht nur Tiergartens Bürgermeister Jörn Jensen.Wie Jensen sagte, will der Bezirk Mitte die Granitfläche vor dem Reichstag in Hannah-Arendt-Platz benennen."Das können die gerne vorschlagen, aber nicht entscheiden", hieß es dazu in der Verkehrsverwaltung.

Die Zustimmung von Bund und Land ist bei Straßen im Regierungsviertel Bedingung.Zumindest das Land Berlin würde einer Benennung nach der Soziologin Hannah Arendt jedoch nicht zustimmen, hieß es in Klemanns Verwaltung.

Der Ebertplatz ist nicht die einzige Namens-Verwirrung rund um den Reichstag.Auf der Karte, die Klemann gestern stolz der Öffentlichkeit präsentierte, heißt die heutige Moltkestraße vor dem Kanzleramt nicht Willy-Brandt-Straße, wie eigentlich beschlossen, sondern "Heinrich-von-Gagern-Straße".

Ein Fehler, gab Reetz später zu.Wie es sich mit der auf Klemanns Karte südlich der Heinrich-von-Gagern-Straße anschließenden "Florastraße" verhält, blieb gestern unklar.Da es die "Florastraße" schon sechsmal in Berlin gibt, verbietet das Straßengesetz eine weitere Würdigung der Flora.

Wie berichtet, erhalten die meisten Straßen im Regierungsviertel bei ihrer Fertigstellung neue Namen.Als nächstes soll die völlig neue Konrad-Adenauer-Straße zwischen der Paul-Löbe-Allee und der Kronprinzenbrücke im Juni 1999 fertig sein.Dort gab es bislang keine Trasse.

Paul Löbe wechselt auf den Schildern von -Straße zu -Allee.Ähnliches passiert mit dem Eisernen Kanzler: Aus Fürst-Bismarck-Straße wird im September 1999 die Otto-von-Bismarck-Allee.Die Moltkestraße wird zur Willy-Brandt-Straße und die Entlastungsstraße zur Heinrich-von-Gagern-Straße.Beide Straßen sollen im Juni 2000 fertig sein.

Das Kronprinzenufer zwischen Moltke- und Kronprinzenbrücke trägt künftig den Namen des früheren Kanzlers Ludwig-Erhard.Die Uferzonen zwischen dem Kanzleramt und der Moltkebrücke und zwischen Kronprinzenbrücke und Reichstag behalten ihre angestammten Namen: Bettina-von-Arnim-Ufer und Reichstagsufer.

Alle Umbenennungen hatte der Senat 1998 beschlossen.Die Ebertstraße schrieb die Bauverwaltung gestern wiederum - falsch - Ebert-Straße.

Büros 25 Millionen Mark teurer

Jakob-Kaiser-Haus: Planungsfehler beim Bauuntergrund

BERLIN (Ha).Der Reichstag ist fertig, das Pflaster davor ist fertig, das Jakob-Kaiser-Haus direkt gegenüber aber ist noch lange nicht fertig.Dort sollen einmal Abgeordnete ihre Büros einrichten.Nach der Fertigstellung im November des Jahres 2000 könne der Neubau frühestens drei Monate später bezogen werden, sagt Dietmar Kansy, der Chef der Baukommission des Bundestages.Das ist mehr als ein Jahr später als veranschlagt.

Wie berichtet, sind Probleme mit dem Berliner Sand im Untergrund ursächlich.Ungeachtet dessen hält es Kansy für "zumutbar", daß das Parlament nicht in ein perfekt fertiges Gebäudeensemble einzieht.Unklar ist weiter der Hauptgrund der Panne.Kansy sagte gestern am Rande der Straßeneröffnung, es sei möglich, daß der Gutachter den Boden unterschätzt habe.Möglicherweise hätten auch die Tiefbaufirma bei der Stabilisierung des Baugrundes oder die Planer Fehler gemacht."Alle drei Parteien prozessieren miteinander", sagte Kansy lapidar.Teurer wird es für den Steuerzahler allemal.Kansy rechnet mit 25 Millionen Mark, die zum Teil durch "mindere Qualität und minderen Standard" wieder eingefangen werden können.

Derweil entdeckte Staatssekretär Hans Stimmann von der Stadtentwicklungsverwaltung an der Besucherrampe des Reichstages aus seiner Sicht die ersten Baumängel.Ungerührt von Klemanns Eröffnungsrede fotografierte Stimmann "offene Fugen" im Granit für sein dienstliches Fotoarchiv."Grauenhaft und furchtbar", urteilte der oberste Stadtbildaufseher Stimmann über die Entscheidung des Reichstagsarchitekten Norman Foster.

JÖRN HASSELMANN

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