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Berlin: Die Supertrooper

Am Freitag startet die „Abbamania“-Show im Schillertheater mit den größten Hits des Schweden-Quartetts

Von Constance Frey und

Ariane von Dewitz

Er kann sich kaum halten vor Lachen. Manfred Stanzel von der Berliner Firma Abba Informationssysteme meint vergnügt: „Nein, mit der Popgruppe haben wir nichts zu tun.“ Das habe hier noch nie jemand gefragt. Doch diese Verwechslung könnte dem Unternehmen mit dem bekannten Namen jetzt öfters passieren, denn Abba ist wieder da. Besser: ihr Nachahmer-Quartette aus London. Isobel Davies als Agnetha Faltskog, Mark Thomas als Björn Ulvaeus, Nigel Hart als Benny Andersson und Jennifer Robb als Anni-Frid Lyngstadt. Gemeinsam wollen sie vom 16. bis 25. Mai und vom 3. bis zum 12. Juni „Abbamania“ im Schillertheater verbreiten.

Seit Frühjahr 2003 sind die vier Musiker auf Europa-Tournee. Zwei Jahre lang recherchierten die Abbamania-Macher die Geschichte der Gruppe, trieben die ehemalige Kostümschneiderin von Abba auf und suchten Musiker aus, die wie die vier Schweden singen. Das Ergebnis ist ein Abba-Konzert, gesungen wie vom Original. Gestylt wie die schwedische Kult-Gruppe reihen die Vier Hits wie „Waterloo“, „Money Money“, „Mamma Mia“ und „Dancing Queen“ aneinander. Damit surfen sie auf der neuen „Abba-Welle“, die der Start des Hamburger „Mamma Mia“-Musicals im November 2002 ausgelöst hat.

Mit der aufflackernden „Abbamania“ steigt in den Berliner Kostümläden und Secondhandshops wieder die Nachfrage nach glitzernden Klamotten aus den Siebzigern, wie Sabine Atzberger vom „Klamottenpalast“ in Wedding sagt. „All unsere selbst genähten Abba-Kostüme sind auf einen Schlag an eine Fangruppe verkauft worden“, erzählt sie. Mit der Neuanfertigung der begehrten Kostüme werde sie sich beeilen, verspricht die 48-jährige. Der Secondhandladen „Artemoda“ in Charlottenburg hat dagegen noch ein großes Angebot für glühende Liebhaber der Popgruppe. Vom Glitzerplateauschuh, über den überbreiten Ledergürtel bis hin zur Rüschenbluse – „mit all dem können wir aufwarten“, sagt Verkäuferin Christine Wiethoff, die sich selbst als Abba-Fan bezeichnet. Eine der größten Anhängerinnen dürfte dagegen Monika Rehmer alias DJ Monika sein. Sie ist die Berliner Stütze des Fanclubs „Abba Remember“. Seit 1973 ist sie Abba-Fan. Platten legt sie seit Ende der Siebziger Jahre. „Ich muss mich zwar immer zurückhalten, um nicht zu viel Abba zu spielen, aber auf jeder Party wird die Gruppe verlangt.“ Die Musik der vier schwedischen Sänger verbindet ganze Generationen. „Unser jüngstes Clubmitglied ist 14 Jahre alt, der Älteste ist Mitte fünfzig.“ Dabei kann sich Monika Rehmer noch an Zeiten erinnern, wo man lieber schwieg, bevor man sich als Abba-Fan outete. Den Beginn des Abba-Kults datiert sie auf Anfang der neunziger Jahre mit dem von Erasure gelandeten Hit „Abba-esque“ und dem Erscheinen der Abba Gold-CD. Im Juni organisiert sie für „Abba Remember“ eine Berliner Abba-Revival-Party. „Wir hoffen auf 500 Gäste.“ An ein Comeback der Original-Gruppe glaubt sie nicht mehr. Seit 1982 hat nichts mehr gemeinsam eingespielt. Die offizielle Auflösung, meint Martina, werde aber bestimmt ausbleiben, „das ist strategisch sehr clever.“

Für manch glühenden Fan ist dieses Gerücht schon längst zur Realität geworden: Die bei Ikea angebotenen Fischkonserven namens „Abba“ werden von vielen selbstverständlich zum Imperium der Popgruppe gezählt. Da ist die Enttäuschung programmiert – denn die Krabbenbüchsen haben nichts mit den gleichnamigen singenden Schweden zu tun. Ein Irrglaube, der zu schön ist um wahr zu sein – für so manchen Abba-Liebhaber.

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