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Berlin: Die Tochter mit in den Tod genommen

44-Jähriger raste offenbar ungebremst mit seinem Auto auf stehenden 40-Tonner. Ermittlerkreise halten Familiendrama für möglich.

Niemegk - Offiziell halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft noch bedeckt. Doch Ermittlerkreise sprechen bereits von einem schrecklichen Familiendrama, das sich am Montag auf der A9 bei Klein-Marzehns (Potsdam Mittelmark) abgespielt hat. Der 44-Jährige Martin Sch. soll mit seiner vier Jahre alten Tochter im Wagen absichtlich in den Tod gerast sein.

Noch führt die Staatsanwaltschaft Potsdam nur ein Verfahren zur Todesermittlung und hält sich mit Einschätzungen zurück. Dennoch hat die Behörde beantragt, die Leichen des Vaters und des Kindes zu obduzieren, was ein wichtiges Indiz dafür ist, dass auch die Ermittler nicht an einen einfachen Unfall glauben. Zudem soll ein Gutachten die genauen Umstände klären. „Wir schauen nach Auffälligkeiten, die Ermittlungen rechtfertigen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Der 44-Jährige war am Montag auf der A9 bei Klein-Marzehns (Potsdam-Mittelmark) auf einen auf dem Standstreifen stehende finnischen 40-Tonner gerast. Der Wagen schob sich komplett unter den Auflieger des Sattelschleppers, das Dach wurde abgerissen. Mehrere Stunden kämpfte die Feuerwehr damit, das Auto herauszuziehen. Schließlich fand sie die Leiche des Mannes aus Dahme-Spreewald. Erst Stunden später wird auf dem Hof des Abschleppunternehmens die Leiche des Mädchens im Fußraum des Beifahrers gefunden. Unklar ist bislang, ob das Kind überhaupt angeschnallt oder ob es zuvor bereits tot war.

Die Eltern des Kindes, der Vater Busfahrer, die Mutter Mitarbeiterin im Pflegedienst, hatten sich vor Wochen nach mehrjähriger Ehe getrennt, was aus Sicht der Ermittler ein Anlass für die tödliche Fahrt gewesen sein könnte. Der Polizei berichtete die Frau aus Wildau, sie sei von ihrem Mann geschlagen worden. Nach der Trennung habe er mit Rache gedroht. Am Montag sollte Sch. seine Tochter eigentlich zurück zu seiner Ex-Frau bringen. Doch es kam anders. Kurz bevor der 44-Jährige mit seinen Wagen offenbar ungebremst in den Laster krachte, sollen die beiden auch noch einmal telefoniert haben.

Der Fall weckt Erinnerungen an eine andere Familientragödie. Zwei Kinder waren in einem Wagen, der in einem Wald bei Börnicke (Havelland) abgestellt war, bei lebendigem Leibe verbrannt. Der Vater, ein Däne, sitzt wegen dringenden Mordverdachts in Untersuchungshaft. Seinen Kindern, der neunjährigen Line Sofie und der zehn Jahre alten Marlene Marie, soll er Schlafmittel verabreicht haben, bevor sie in den Flammen umkamen.

Als Grund für die Tat gilt ein Sorgerechtsstreit mit der Ex-Frau.  Die Staatsanwaltschaft rechnet damit, dass der Fall bis Ende des Jahres abgeschlossen ist. Noch steht ein Gutachten zur Schuldfähigkeit des Mannes aus. Von den Ermittlern heißt es aber, wäre der Däne unzurechnungsfähig, wäre längst ein Verfahren zur Unterbringung in einer Psychiatrie angeordnet worden. Alexander Fröhlich

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