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Berlin: Die tolle Sache mit den Pferden

Die Preisträger der „Quadriga“ stehen fest. Einer heißt Helmut Kohl

Vier Pferde ziehen die Quadriga auf dem Brandenburger Tor – und ebenso viele Preise vergibt der Verein „Werkstatt Deutschland“ jedes Jahr am 3. Oktober an Menschen, die „Mut, Vision und Verantwortung“ gezeigt haben. Gestern hat der Verein die diesjährigen Preisträger bekannt gegeben, darunter auch – passend zum 15. Jahrestag der Wiedervereinigung – Altbundeskanzler Helmut Kohl. Natürlich wisse man um die „Diskussion um seine Person“ in den letzten Jahren, sagte Vereinschef Klaus Riebschläger. Trotzdem blieben Kohls Verdienste um die deutsche Einheit „unbestritten“.

Als Laudator steht der frühere Präsident der Sowjetunion Michail Gorbatschow bereit. Kohl habe sich übrigens sehr über die Nominierung gefreut und einen „überaus angenehmen Antwortbrief“ geschrieben, verriet Riebschläger – vielleicht genieße der Altkanzler die Auszeichnung umso mehr, weil er eine Zeit lang „ein bisschen im gesellschaftlichen Abseits gestanden“ habe. Weitere Preise gehen an den Ismailitenführer Aga Khan für dessen Hilfsprojekte in der Dritten Welt sowie an Tim BernersLee, den Erfinder des Internets. Der Brite habe sich seine Erfindung Anfang der Neunziger Jahre nicht patentieren lassen, sondern sie „uns allen als Kulturgut geschenkt“, heißt es bei der Werkstatt Deutschland.

Den vierten Preis in diesem Jahr müssen sich eine Handvoll Personen teilen: Fünf Schwestern aus Nordirland werden für ihren Einsatz gegen die katholische Terrorgruppe IRA geehrt. Im Januar dieses Jahres wurde ihr Bruder Robert von Terroristen ermordet, die Frauen – selbst Katholikinnen – hielten sich nicht an den üblichen „Schweigekodex“ und wandten sich an die Öffentlichkeit. Damit brachten sie die Mehrheit der nordirischen Katholiken gegen die IRA auf.

Neben den Geehrten werden bei der Preisverleihung am 3. Oktober auch wieder zahlreiche Prominente erwartet. Auf einen Auftritt an der Freitreppe des Konzerthauses am Gendarmenmarkt müssten die Gäste „diesmal leider verzichten“, sagte Riebschläger. Denn anders als in den Vorjahren findet die Verleihung in der Komischen Oper statt. Grund für den Umzug sei die bessere technische Ausstattung in der Oper: „Im letzten Jahr mussten sich die Kameraleute direkt vor die Bühne stellen. Sie glauben gar nicht, wie sich die Prominenten in den ersten Reihen darüber geärgert haben.“

Im dritten Jahr der Verleihung habe sich der Preis bereits etabliert, es gebe einen „regelrechten Wettlauf“ darum, die Ehrungen vornehmen zu dürfen. Auch die Geehrten seien stolz. Zum Beispiel der Preisträger des vorigen Jahres, Afghanistans Präsident Hamid Karsai: Der freue sich noch heute über seine Quadriga und berichte gerne von der „tollen Sache mit den Pferden“. sle

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