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Berlin: Die virtuelle Beatrix

VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über Berliner Royalismus und Narretei Kaum wiedervereinigt, ging schon aufs Neue ein Riss durch Deutschland und besonders Berlin: War das nicht unerhört!?

VON TAG ZU TAG

Andreas Conrad über Berliner Royalismus und Narretei

Kaum wiedervereinigt, ging schon aufs Neue ein Riss durch Deutschland und besonders Berlin: War das nicht unerhört!? Oder war es einfach genial? Majestätsbeleidigung oder Hofnarrentum in modernem Gewand? Je nach royalistischer Neigung und individueller Spottlust erntete Hape Kerkeling an diesem historischen 25. April 1991 fassungsloses Kopfschütteln oder enthusiastisches Nicken. Angetan mit Perücke, Hut und Mantel war er im schwarzen Benz am Schloss Bellevue vorgefahren, dort keck, vorbei an Sicherheitsleuten und Fotografen, als imaginäre Beatrix die Treppe hochgestöckelt, bevor man ihn – „Das ist doch der Kerkeling!“ – leider enttarnte. Wie auch immer das eigene Urteil damals ausfiel: 13 Jahre später ist es Zeit, sich darüber klar zu werden, was da eigentlich geschah. Lag ein solcher Vorfall nicht längst wieder in der Berliner Luft? Ziemlich genau 85 Jahre zuvor hatte eine Hauptmannsuniform genügt, um das Köpenicker Rathaus lahm zu legen. Vor wenigen Monaten bewies ein S-Bahn-Enthusiast, erneut mit einer Uniformjacke, dass der Trick von Köpenick auch im 21. Jahrhundert noch funktioniert. Drei fast identische Ereignisse in nicht mal 100 Jahren – das ist kaum Zufall, sondern Notwendigkeit. Hape, du konntest nicht anders.

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