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Tierpflegerin Ines Steinkamp kümmert sich um die Tauben im "City-Loft". Die Eier tauscht sie regelmäßig gegen Attrappen aus.

© dpa

Die Vögel fliegen raus: Das Taubenhaus am Potsdamer Platz wird abgerissen

Das „City-Loft“ für Tauben am Potsdamer Platz muss einer Dachterrasse weichen. Bis Monatsende müssen die Vögel raus.

Das als „City-Loft“ bekannte Taubenhaus auf dem Dach des Renzo-Piano-Gebäudes wird bis Ende dieses Monats endgültig abgebaut. Das bestätigte der Sprecher des Hauseigentümers Brookfield Developments, Sebastian Mewißen, am Mittwoch. Die Begründung: "Der Potsdamer Platz ist nicht der richtige Ort für ein Taubenhaus", teilte der Sprecher mit. Der 70 Meter hohe Forum-Tower, bekannt für seine spitz zulaufende Glasfassade, war erst im Januar an das kanadische Investmentunternehmen verkauft worden. Laut Berliner Tierschutzverband soll stattdessen eine Dachterrasse entstehen. Bestätigen wollte der Eigentümer das Bauvorhaben nicht.

Das Taubenloft dient der Populationskontrolle

Das über zwei Tonnen schwere Taubenloft aus Metall wurde 2012 auf dem Dach des Glasturmes installiert. Die etwa acht Meter lange und vier Meter breite Herberge bietet Platz für bis zu 200 Tiere. Für die Tauben ist das Haus ein Schutzraum, in dem sie ungestört fressen und nisten können. Darüber hinaus dient es der Populationskontrolle. Regelmäßig tauscht eine Tierpflegerin Eier gegen Gips-Attrappen aus.
"Die kalte Jahreszeit beginnt, die Tiere werden ohne Zufluchtsmöglichkeit leiden und verenden“, sagt die Sprecherin des Berliner Tierschutzverbandes, Annette Rost. Der Abbau sollte schon im Mai durchgeführt werden, wurde aber vom Eigentümer mehrfach verschoben. Der Eigentümer hätte so seine Kooperationsbereitschaft gezeigt, sagt der Sprecher. Nun ist deren Geduld am Ende. „Der Zeitpunkt ist gekommen, wir haben keine andere Alternative gesehen, als den Abbau jetzt eigenständig in die Hand zu nehmen“, teilt Mewißen mit.

Noch gibt es keinen alternativen Standort

Einen geeigneten Ersatzstandort am Potsdamer Platz gibt es noch nicht. Dem Tierschutzverein wurde für die Suche nach eigenen Angaben eine Frist bis Ende Oktober eingeräumt. Bisher konnten sie keine Hausverwaltung finden, die ein Dach in der unmittelbaren Umgebung zur Verfügung stellt. "Wir hätten uns eine Verlängerung gewünscht", so Sprecherin Annette Rost. Laut Rost sei ein Alternativgrundstück in der Nähe des Südkreuzes vorgeschlagen worden. Zufrieden ist der Tierschutzverband mit diesem Vorschlag nicht. Da das Haus hier ebenerdig aufgebaut werden soll, könnten Marder und Füchse leicht eindringen. Außerdem sei der Standort zu weit weg: "Die Alternative muss in der Nähe des Potsdamer Platzes sein, sonst finden die Tiere es nicht."

1500 Kilo Taubendreck im Jahr

Stattdessen würden die Tauben nach Abriss ihrer Herberge das Dach immer wieder vergeblich anfliegen – und dabei jede Menge Dreck hinterlassen. Rund 1500 Kilo Taubenkot sammeln sich jährlich in der Vogelunterkunft. Bisher wurde der Dreck entsorgt. Wird das Haus abgerissen, prasselt der Mist in Zukunft wieder auf die umliegenden Dächer und Vorplätze nieder.

Lisa McMinn

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