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Berlin: Die Wagenburg muss Wohnungen weichen

Die junge Frau von der Wagenburg auf dem "Saalbaugrundstück" Am Friedrichshain war empört. Sie griff zum Mikrofon und erhob schwere Vorwürfe gegen Baustadträtin Dorothee Dubrau (Bündnis 90 /Grüne).

Die junge Frau von der Wagenburg auf dem "Saalbaugrundstück" Am Friedrichshain war empört. Sie griff zum Mikrofon und erhob schwere Vorwürfe gegen Baustadträtin Dorothee Dubrau (Bündnis 90 /Grüne). "Wir sollen weg aus Prenzlauer Berg, der Bezirk hat uns keine Ausweichflächen angeboten", sagte die Bewohnerin der Wagenburg am Dienstagabend vor rund 100 Besuchern auf einer Einwohnerversammlung der Betroffenenvertretung Bötzowviertel.

Dorothee Dubrau war mit Verspätung in der Aula der Kurt-Schwitters-Schule in der Greifswalder Straße 25 erschienen. "In Prenzlauer Berg kann die Wagenburg nicht bleiben, weil es keine Flächen gibt", sagte die Baustadträtin. Auch in den Rathäusern von Pankow und Weißensee habe man nur die Arme gehoben. Doch es gebe ein Angebot aus Hellersdorf. Bezirksbürgermeister Uwe Klett (PDS) habe signalisiert, dass es in seinem Bezirk Platz gebe. Die Vertreterin der Wagenburg lehnte das Angebot ab: "Hellersdorf kommt nicht in Frage, unser Lebensmittelpunkt ist Prenzlauer Berg. Wir lassen uns nicht umsiedeln wie ein Indianerstamm." Dennoch darf es als ziemlich sicher gelten, dass die Wagenburgler "ihr" Grundstück innerhalb der kommenden Monate verlassen müssen. "Es ist wahrscheinlich, dass der Eigentümer das Grundstück im Sommer räumen lässt", sagte Frau Dubrau. Gemeint war damit die Kölner Investorengruppe Ebertz und Partner, die auf dem 14 000 Quadratmeter großen Grundstück Am Friedrichshain 16 - 18 einen ganzen Gebäudekomplex errichten will. Geplant ist ein Hotel mit 85 Zimmern, eine Pflegeeinrichtung für Senioren mit 159 Plätzen und ein Wohnhaus mit 42 Apartments für Senioren. Die Treuhand hatte das Grundstück bereits 1992 an den Kölner Bauherrn vergeben, 1993 war die Gaststätte "Saalbau" abgerissen worden. Danach blockierte ein Veto des Bezirks jahrelang die Planungen. Die Investoren lenkten ein, in dem sie den Anteil der Wohnungen erhöhten und die Hotelbereiche verkleinerten. Die Bauherren besitzen einen positiven Vorbescheid der Bauabteilung Prenzlauer Berg und damit quasi die Eintrittskarte für das Projekt. Sozialstadträtin Ines Saager (CDU) hält die Seniorenbereiche dagegen für überflüssig. Bis zuletzt war unklar, wem das Grundstück gehört. Bei einer Prüfung der Eigentumsverhältnisse kam laut Dubrau erst jetzt heraus, dass die Humboldt-Universität einen Teil der Flächen besitzt und ihr Grundstück selbst verkaufen will.

brun

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