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Berlin: Die Wahrheit über das Milchmädchen Ein Buch klärt populäre Berliner Klischees auf

Bevor die beiden Autoren im Restaurant des Zoologischen Gartens zur Sache kommen, zu ihrem Buch nämlich, müssen sie schnell noch ein Vorurteil ausräumen: dass „Milchmädchenrechnung“ nur ein Synonym für „naiver Quatsch“ ist. Unsinn, sagt Autor Volker Wieprecht.

Bevor die beiden Autoren im Restaurant des Zoologischen Gartens zur Sache kommen, zu ihrem Buch nämlich, müssen sie schnell noch ein Vorurteil ausräumen: dass „Milchmädchenrechnung“ nur ein Synonym für „naiver Quatsch“ ist. Unsinn, sagt Autor Volker Wieprecht. Unsinn, sagt auch Autor Robert Skuppin. Sie müssen es wissen, sie haben in den vergangenen sechs Monaten das wahre Wesen der Milchmädchenrechnung erforscht. Unter anderem jedenfalls.

Das Ergebnis, und damit wären wir beim Thema, kann man nun in einem Buch („Berliner populäre Irrtümer“) nachlesen, das Wieprecht und Skuppin, hauptberuflich Moderatoren bei Radio Eins, verfasst haben. Sie greifen darin Klischees oder Trugbilder auf, die man mit Berlin verbindet: Dass zum Beispiel die Currywurst in Berlin erfunden wurde (was ihrer Meinung nach stimmt); oder dass Prenzlauer Berg der geburtenreichste Stadtteil der Republik ist (was nach Meinung ernst zu nehmender Einrichtungen Unsinn ist).

Was die Milchmädchenrechnung betrifft, so erfahren wir, dass sie zu Unrecht zum InstantSprachschatz der Politiker gehört, immer dann benutzt, wenn es darum geht, die stümperhafte Argumentation eines Gegners zu attackieren. Die Milchmädchenrechnung sei, historisch betrachtet, eine unkonventionelle Methode, gravierende Probleme zu lösen: Anna Schnasing aus dem Spreewald, Milchmädchen bei Bolle, ersann die Milchmädchenrechnung. Ihr Problem: Sie konnte nicht gut multiplizieren, also Preise ausrechnen. Die Lösung: Sie entwickelte ein reichlich kompliziertes, aber zuverlässiges System, wie sie mit Fingerabzählen herausbekam, dass zum Beispiel neun mal acht 72 ergibt.

Unter dem Schlagwort „Modestadt 1“ liest man, nirgends seien Großstädter so schlecht gekleidet wie in Berlin. Der Eintrag in voller Länge: „Stimmt leider. Quelle: 4 Augen“. Ein Berlin-Lexikon, das sagen beide Autoren, sei das Buch nicht. Eher ein faktengestütztes „Pamphlet, halbbiografisch“. Stimmt soweit. mne

Volker Wieprecht, Robert Skuppin: Berliner populäre Irrtümer. 22 Euro.

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