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Berlin: Die Welt im Blick

Auswerten, berichten: Das Lagezentrum hält die Kanzlerin auf dem Laufenden

Das Land war aus den Fugen. Der Terrorismus der Roten Armee Fraktion (RAF) machte aus dem Bundeskanzleramt ein Krisenzentrum. Neben den Stäben, die im Innenministerium wie im Auswärtigen Amt pausenlos tagten, rief Bundeskanzler Helmut Schmidt in seinem Amt zwei sogenannte Krisenlagen zusammen – die große, inklusive Opposition, und die kleine, nur mit Mitgliedern der Regierungsfraktionen aus SPD und FDP. Spätestens mit der Entführung der Lufthansa-Maschine nach Mogadischu herrschte Ausnahmezustand.

Zum ersten Mal wurde aus dem Kanzleramt eine Krisenbewältigungszentrale. Viele wichtige Fragen waren zu beantworten: Wo laufen die Nachrichten zusammen? Wie und wo sind die Minister, die Sicherheitsexperten und Berater erreichbar? Fragen des Vor-Handy-Zeitalters, die aber immer noch eine Rolle spielen für das Lagezentrum.

Seit den Zeiten des RAF-Terrorismus stand fest: Nie wieder sollte im Bundeskanzleramt wertvolle Zeit verstreichen, sollten wichtige Informationen verloren gehen, nur weil es niemanden gab, der Tag und Nacht darauf verwendet, die Lage im Land und in der Welt zu beobachten. Und: sämtliche Telefonnummern zu verwahren. So gesehen ist das Lagezentrum auch eine große Telefonzentrale. Mehrmals täglich finden kurze Besprechungen statt, um sicherzustellen, dass die Kanzlerin und ihr Amt immer à jour sind. Ständig werden die Nachrichtenagenturen ausgewertet. Gibt es einen Notfall, entscheidet der Diensthabende (in aller Regel ein Offizier der Bundeswehr), ob der Kanzleramtsminister oder die Chefin selbst zu informieren sind.

Wer hier arbeitet, darf nicht bekannt werden, genauso wenig wie Angaben über Ausstattung und Aufgaben. Nur so viel ist klar: Am Grundsatz, dass Krisenstäbe in den jeweiligen Fachministerien tagen, ist seit der Flugzeugentführung nach Mogadischu nicht gerüttelt worden. Doch im Zentrum der Macht werden die Informationen gebündelt. oew

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