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Berlin: Die Welt zu Gast im Zelt

Dürfen WM-Fans in Parks campen? Pro & Contra

So spannend wie die WM selber, dürfte für manchen Fan auch die Unterbringung werden. Mehrere tausend Jugendliche, schätzt SPD-Innensenator Ehrhart Körting, würden sich trotz vieler Quartierangebote als wilde Camper in Parks niederlassen. Streit gibt es jetzt darüber, ob und wie man dagegen vorgehen wird.

Körting plädiert für amtliche Zurückhaltung, kann sich beispielsweise vorstellen, die Camper im Tiergarten zu dulden. Eine Idee, die in Mitte wenig Beifall findet. Man werde „wildes Campen nicht tolerieren“, erklärte Bezirkswirtschaftsstadtrat Dirk Lamprecht (CDU). Das Ordnungsamt werde mit Unterstützung der Polizei einschreiten und Platzverweise aussprechen. Mit dem städtischen Zeltlager im Poststadion und zwei privaten Plätzen an der Lehrter und der Seydlitzstraße würden in der Nähe mindestens 3000 Schlafplätze zur Verfügung stehen. Dorthin werde man die Jugendlichen verweisen. Wie Lamprecht weiter sagte, werde die harte Haltung auch von Bezirksumweltstadträtin Dorothee Dubrau (B90/Grüne) mitgetragen. Im Grunde sei ja auch Körting nicht wirklich der Meinung, dass der Tiergarten zum Campingplatz umfunktioniert werden solle, so Lamprecht. Das bestätigt zwar die Sprecherin des Innensenators, betont aber, dass es keine Zustimmung zu dem geplanten kompromisslosen Kurs gebe. Senator Körting ist laut Sprecherin Henrike Morgenstern für eine Prüfung der Verhältnismäßigkeit des ordnungsbehördlichen Verhaltens. Wenn eine Vielzahl quartierloser WM-Besucher die Stadt bevölkere, müsse man sich fragen, ob es Sinn mache, jeden, der auf einer Parkbank nächtigt, zu vertreiben. Zumal damit zu rechnen sei, dass nach jedem Einsatz neue Fans ohne Bleibe nachrücken.

Zuletzt hatte es um den Tiergarten im Zusammenhang mit der Love Parade Streit gegeben. Die Schäden, die durch die Raver im Tiergarten entstanden, haben sich seit 1996 auf mehr als 800 000 Euro summiert. Vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hieß es jetzt, es sei eine „absolut unnötige Belastung“ der Grünfläche, wenn man nun, da es die Love Parade nicht mehr gibt, zulasse, dass jugendliche Fußballfans dort nächtigen. BUND-Landesgeschäftsführer Andreas Jarfe beklagte, dass für die WM in Berlin alles „auf den Kopf gestellt“ werde. Zuerst habe man das am Reichstag frisch gepflanzte Grün plattgemacht, und nun mache man den Tiergarten zum Schlafplatz. Dabei gebe es genug Alternativen: etwa ein Zeltlager für 5000 Personen in Paaren/Glien. Die grüne Abgeordnete Claudia Hämmerling dagegen hält die Nutzung innerstädtischer Grünflächen für sinnvoll, aber das Campen dürfe „nicht wild und überall“ erlaubt sein. Der Bezirk könne Standorte mit geeigneten Rahmenbedingungen suchen: Ein Wasserhahn sollte schon dort sein, sagte Hämmerling.

Rainer W. During

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