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Berlin: Die Williams-Schwestern des Berliner Tischtennis

Marie und Katja Ollmer sind die besten Nachwuchsspielerinnen in Berlin – ansonsten haben sie nichts gemeinsam

Berlin. Bei der Frage, wer denn von beiden mehr Talent besitzt, zeigen die Schwestern sofort aufeinander. Von Katja war das nett gemeint, doch Marie, die ältere, stellt klar: „Katja hat mehr Talent, ich muss mir mehr erarbeiten.“ Talent zu haben ist nämlich viel cooler, da muss man nicht so hart trainieren. „Stimmt“, sagt Katja und grinst. Hier endet die familiäre Höflichkeit. Die 17-jährige Marie und ihre um drei Jahre jüngere Schwester Katja Ollmer sind Berlins beste Nachwuchsspielerinnen im Tischtennis. Zusammen stehen sie beim Bundesligaclub 3B Berlin in der zweiten Mannschaft an der Platte. Momentan liegen sie auf dem fünften Platz in der zweiten Bundesliga.

Aber das soll natürlich nur eine Zwischenstation sein. Über ihre Ziele sind sich die beiden Angriffsspielerinnen einig: erste Bundesliga und Nationalmannschaft. Der erste Schritt zumindest ist bald getan: „Die Ollmer-Schwestern sind auf Dauer für die erste Mannschaft vorgesehen“, sagt Rainer Lotsch, Manager des Clubs. Gerade wegen Nachwuchsspielerinnen wie sie unterhält 3B eine Mannschaft in der zweiten Bundesliga. Um die eigene Jugend an die 1. Bundesliga heranzuführen. Allerdings wird das noch eine Weile dauern, glaubt Lotsch. Denn verheizen will er seine Talente nicht. Im Training dagegen klappt die Integration schon ganz gut. Da spielen alle miteinander. Mit Ausnahme der beiden Schwestern. Die trainieren höchstens einmal im Monat zusammen.

„Wir würden uns sonst auf den Keks gehen“, sagt Marie, „aber die Trainer wissen das.“ Momentan üben die beiden Schülerinnen des Coubertin-Gymnasiums sieben Mal zwei bis zweieinhalb Stunden, von Montag bis Freitag. Samstag und Sonntag sind dann meistens noch Rundenspiele, Meisterschaften, Ranglisten oder Lehrgänge. Und bisher zahlt sich der Aufwand aus. Neben diversen Medaillen bei Berliner und Deutschen Jugendmeisterschaften, gewann Marie an diesem Wochenenden überlegen die Berliner Meisterschaften im Damen-Einzel. Und Katja wurde immerhin an der Seite von Nico Popal Erster im Mixed. Zudem wurde sie vor kurzem in den Jugend-Nationalkader des Deutschen Tischtennisbundes berufen, und folgt so ihrer Schwester Marie.

Die ist im Moment noch etwas besser. Aber Katja holt auf. Im letzten halben Jahr hat die 14-Jährige einen großen Leistungssprung gemacht. Was bei dem temperamentvollen Mädchen, das früher manchem Trainer als untrainierbar galt, nicht selbstverständlich ist. Im Gegensatz zu ihrer großen Schwester verläuft Katjas Entwicklung bisher nicht gerade konstant. Das drückt sich auch in ihrer Spielauffassung aus, die eher intuitiv und undurchdacht ist: „Ich spiele einfach drauflos, auch, wenn es nicht läuft, schieße ich einfach weiter.“ Das hat den Vorteil, dass sie selten nervös wird. Aber den Nachteil, dass sie ihr Spiel während eines Matches nur schwer umstellen kann und so auch leicht gegen schwächere Gegner verliert. Ganz anders dagegen ihre große Schwester Marie. Die Elftklässlerin ist von ihrem Tischtennisverständnis her genau das Gegenteil. Sie denkt an der Platte sehr strategisch, ist dafür aber eher nervenschwach. „Eine Kombination von beiden wäre perfekt“, sagt Manager Lotsch.

Über ihre Zukunft machen sich Marie und Katja keine großen Sorgen. Da sind beide eher realistisch. Marie will das Abitur machen und danach Psychologie oder Schauspiel studieren. Katja, die vier Hamster einen Vogel und eine Ratte besitzt, zieht es dagegen nach der Mittleren Reife aus der Schule – und in den Tierpark: „Die nächsten 40 Jahre sind klar. Tierpflegerin werden und mit Tischtennis nebenher Geld verdienen.“

Bei beiden steht der Spaß am Sport noch im Vordergrund. Auch wenn sie es verschieden begründen. Marie gefallen die schnellen Bewegungen im Tischtennis. Außerdem findet sie die Wettkämpfe klasse, „weil man viele Leute trifft und nie weiß, ob man gewinnt“. Katja dagegen wirkt etwas irritiert. Sie schaut ihre große Schwester an: „Häh, wie kann man so was fragen?“ Sorry!

Jörg Petrasch

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