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Berlin: Die Woche der gesegneten Geburt

„Euphorie über die gesegnete Geburt“, hieß es gestern auf der Titelseite der Hürriyet über einem Foto aus der Max–Schmeling-Halle in Berlin. Darauf waren einige der unzähligen Türkinnen mit Kopftuch zu sehen, die am Sonnabend die Reihen der großen Konzerthalle füllten.

„Euphorie über die gesegnete Geburt“, hieß es gestern auf der Titelseite der Hürriyet über einem Foto aus der Max–Schmeling-Halle in Berlin. Darauf waren einige der unzähligen Türkinnen mit Kopftuch zu sehen, die am Sonnabend die Reihen der großen Konzerthalle füllten. Dort feierten – laut türkischen Medienangaben – rund 6000 Muslime die Geburt des Propheten Mohammed. „Die Feier zur Woche der gesegneten Geburt in Berlin wurde zum Schauplatz für Euphorie“, lautete die Unterzeile dazu. Genau ist nicht bekannt, wann der Prophet Mohammed im Jahre 570 geboren wurde. Die Muslime feiern seine Geburtswoche wegen des geltenden Mondjahres zu wechselnden Terminen. Zufällig fiel das Datum in diesem Jahr auf die Ostertage. Die Muslime wollten „die friedliche Botschaft des Propheten zelebrieren“, erklärten die Organisatoren. Der Hürriyet war das Thema jedenfalls so wichtig, dass sie eine ganze Seite der Europa-Beilage der „Woche der gesegneten Geburt“ in ganz Deutschland widmete.

Die Türkiye hat wesentlich mehr religiöse Leser als die Hürriyet und dennoch brachte das Blatt das Thema nicht auf ihrer Titelseite. „Die Herzen wurden eins“, schrieb die Zeitung über eine ausführliche Reportage im Innenteil. Zwar organisierten oder unterstützten sämtliche türkischen Vereine, die etwas mit Religion zu tun haben, dieses Fest, aber sämtliche geladenen prominenten Gäste hatten ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. So hatte dieses Fest in Berlin für die Muslime wesentlich weniger Glanz als zunächst erwartet.

Auf den Titelseiten dominierten in der vergangenen Woche politische Themen aus der Türkei. Sollte ein Türke in Deutschland in der vergangenen Woche nur türkische Medien genutzt haben, wird ihm dennoch nicht entgangen sein, dass die Christen in diesen Tagen der Kreuzigung und Auferstehung von Jesus Christus gedenken. Denn das Thema „Paskalya“ – so nennen die Türken sowohl den Karfreitag und das Osterfest – wurde auch in den türkischen Medien hierzulande behandelt. Die Zeitungen brachten beispielsweise Meldungen, dass der Papst in Rom die Ostermesse zelebrierte. Die Hürriyet berichtete auf ihren Europa-Seiten außerdem über die Ostermärsche, die in ganz Deutschland über die Feiertage hindurch stattfanden. Die Milliyet berichtete hingegen über die kulturellen Aktivitäten, die an diesen Tagen in Istanbul stattfanden: Zum Beispiel im „Kemer Golf und Country Club“ und in einigen großen Hotels.

Satellitensender, die die Türken in Deutschland empfangen können, berichteten in ihren Nachrichtenprogrammen zudem, wie die Christen in der Türkei das „mehrtägige Paskalyafest“ verbringen. Gezeigt wurden Bilder aus Rom und Jerusalem. „Das Paskalyafest nutze (wegen der Reisewelle) auch den Türken“, berichteten die Fernsehsender ebenfalls. Unter dem Stichwort „Paskalya“ finden sich in Google zudem unzählige türkischsprachige Seiten (auch von Fernsehsendern), die erklären, warum die Christen (und auch die Juden) diese Feiertage überhaupt haben und was der Brauch mit den Ostereiern auf sich hat.

Suzan Gülfirat

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