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Berlin: Die Wohlfühldisko

Diesmal gibt es Kronleuchter. Und Sekt.

Diesmal gibt es Kronleuchter. Und Sekt. Plus einen roten Teppich am Eingang. An dem wird Robert Skuppin neben Volker Wieprecht stehen, um jeden einzelnen Gast persönlich zu begrüßen. Und zwar in seinem Smoking, und jetzt kommt’s: Den musste er sich nicht mal ausleihen, sagt Skuppin. Den besitzt er wirklich.

Der Anlass ist es ihm wert. Zehn Jahre gibt es die Reihe „Die Schöne Party“ in der Kalkscheune jetzt, 255 Mal wurde bisher gefeiert, jeden zweiten Sonnabend in der ehemaligen Fabrikhalle in der Johannisstraße in Mitte. 1500 Gäste werden heute erwartet, und keiner zweifelt daran, dass der Laden schon vor Mitternacht voll sein wird. Komiker Oliver Kalkofe hält eine Laudatio, und auch die beiden Erfinder der Reihe, die Radio- Eins-Moderatoren Skuppin und Wieprecht, werden sich zu Wort melden. Aber nur kurz, danach wird schnell wieder: weitergetanzt.

Wenn man Robert Skuppin anruft und fragt, wie der Abend denn werden soll, dann sagt er: „Hauptsache, schön!“ Das Adjektiv im Namen der Reihe ist nämlich nicht zufällig gewählt, die Partys sollen entspannt und angenehm sein – man soll sich wohlfühlen und später gerne dabei gewesen sein. Manche Veranstalter inszenieren ihre Partys als große Abenteuer, als verruchte, wilde Gelage, andere setzen auf Glamour. An beidem haben die Macher der „Schönen Party“ kein Interesse. Und ihre Gäste auch nicht.

Dass gerade sein Publikum ein ganz besonderes ist, behauptet in Berlin jeder zweite Partyveranstalter. Aber hier stimmt es mal. Thomas Ecke kann das erklären, er ist auf der „Schönen Party“ seit sieben Jahren der Abendleiter, behält den Überblick und löst Probleme. Seine Gäste nennt er nur „die lieben Leute“, und das meint er sehr positiv. Denn so ein freundliches, bunt gemischtes Publikum findet man in Berlin sonst tatsächlich kaum. Es sind Menschen, die keinen Stress mögen und auch nicht um jeden Preis cool sein wollen.

Proleten kommen nicht hier rein, sagt Thomas Ecke. Betrunkene und Männer mit ausgeprägtem Revierverhalten auch nicht. Man muss keiner bestimmten Szene angehören und auch keine speziellen Klamotten tragen, um Einlass zu finden, sagt Ecke. Aber man muss lächeln können.

Die meisten Karten sind schon im Vorverkauf weggegangen, ein paar haben sich die Veranstalter für die Abendkasse aufgehoben. „Wir wissen aus Erfahrung, dass um neun noch Leute vor der Kalkscheune auftauchen. Wer um diese Uhrzeit schon auf eine Party geht, der will wirklich dabei sein.“ Das müsse belohnt werden.

Die allererste „Schöne Party“ fand auf einem Wannsee-Dampfer statt. Die Moderatoren Skuppin und Wieprecht hatten sich Matrosenkostüme angezogen, die Gäste erschienen zahlreich, die Party kam bald auf Touren. Bis eine Stunde nach Ablegen das Bier alle war. Blöder Anfängerfehler, sagt Skuppin. Er musste dann hoch auf die Brücke und einen Kniefall vorm Kapitän machen. Der hatte zum Glück noch eigene Bestände an Bord.

Thomas Ecke wird heute natürlich auch auf der Party sein. Nur mitfeiern kann er nicht. Zu seinen Aufgaben gehört, die zahlreichen Gast-DJs willkommen zu heißen und ihnen – wenn nötig – das Lampenfieber zu nehmen. Ein sehr guter war Jürgen Trittin, erinnert er sich, „ziemlich rocklastig“ und mit einer ambitionierten Mischung aus Hits und raren B-Seiten.

Skuppin war von seinem Radiokollegen Jürgen Kuttner überrascht. Der war ebenfalls Gast-DJ, legte statt Rock Blaskapellenmusik auf – und Skuppin stellte fest, dass man auch zu solchen Songs tanzen kann, nein, muss. Legendär war auch das Set von Wladimir Kaminer, der seine Russendiskohits stilecht mit Wodkagläsern in beiden Händen und aufgeknöpftem Hemd präsentierte. Man sah seinen Bauch, sagt Skuppin. Wie der aussah? „Na, irgendwie schön.“

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