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Platte plus Grün. Anna Härtel, Projektleiterin des interkulturellen Nachbarschaftsgartens in Hohenschönhausen, ist stolz, was Anwohner auf dem einst überwucherten Gelände geschaffen haben.

© Thilo Rückeis

Gemeinsame Sache in Lichtenberg 2012: Die Wolkenanbeter

Der Nachbarschaftsgarten in Lichtenberg wächst – nur der Wasseranschluss lässt auf sich warten.

Am 15. September um 10 Uhr wird im Nachbarschaftsgarten in der Wiecker Straße 8 Müll gesammelt, Erde verteilt, werden Sträucher gepflanzt. Im Anschluss können sich alle Helferinnen und Helfer bei Kuchen und Kaffee stärken. Kontakt können Sie zu den Initiatoren dieser Veranstaltung über einen Klick auf die Karte oben aufnehmen.

Wenn nur das Problem mit dem Wasser nicht wäre. Sehnsüchtig schaut Anna Härtel in den Himmel. Schwarze Regenwolken hängen über Neu-Hohenschönhausen, jeden Moment dürften die ersten Tropfen fallen. Wenn es nach der 39-Jährigen ginge, wäre gegen einen nassen Sommer nichts einzuwenden. „Uns fehlt hier noch immer ein Wasseranschluss, schlechtes Wetter ist also mehr als willkommen“, sagt sie, während sie ihr Fahrrad in Richtung Gartenhaus schiebt.

Härtel – Sandalen, rotes T-Shirt, Elton-John-Brille – lebt in Friedrichshain, aber im Moment ist sie oft hier in der Wiecker Straße. Als Mitarbeiterin der Umweltkontaktstelle betreut sie den interkulturellen Nachbarschaftsgarten, und das mit dem Wasser ist nicht das einzige Problem, mit dem Härtel sich herumschlagen muss. Der Garten ist noch im Aufbau. Erde muss auf die Beete geschaufelt werden, es gibt keine Toilette und mehr Bänke wären auch nicht schlecht. Anna Härtel steckt Herzblut in dieses Projekt.

„Hey, Jürgen“, ruft sie und winkt einen Mann in beiger Weste herüber. Jürgen Schoof – graue Haare, fester Händedruck – marschiert schnurstracks durchs Gartentor. Der Rentner kommt gerade vom Sport und wollte im Garten nur kurz „was erledigen“. Natürlich geht es um das Wasserproblem. „Hab einen Gummischlauch besorgt“, sagt er stolz und wedelt mit dem Ding, als wolle er Fliegen verscheuchen. Der Gummischlauch soll die Regenrinne mit einem Behälter verbinden, damit das Regenwasser nicht mehr einfach versickert. Bloß keine Verschwendung. Eifrig fummelt Schoof an der Regenrinne herum, während er mit Anna Härtel über die nächsten Projekte spricht: wann die neue Erde kommt, wie es mit dem Gründünger aussieht und ob Jonny und André beim Schaufeln helfen.

Oben auf dem Balkon wacht Jürgen Schoofs Frau über der Szene. Sie und ihr Mann sind Engagierte der ersten Stunde und betreiben eines der Beete hier. Sie haben einen kleinen Gartenzwerg reingestellt. Normalerweise kümmert sich Frau Schoof um das Beet, der Gatte um den Rest. Weil er so praktisch veranlagt ist, macht er im Garten den Hausmeister.

Auf Menschen wie die Schoofs ist Anna Härtel angewiesen. Sie ist stolz darauf, was in der Hochhaussiedlung in 12 Monaten entstanden ist. 20 Jahre lang hat die Fläche brachgelegen, 6000 Quadratmeter verwachsener Dschungel, umringt von elfstöckigen Hochhäusern. Dann kamen Härtel und die Garteninitiative ins Spiel. Beete wurden angelegt, das Unkraut gebändigt, Vogelhäuschen aufgestellt und Blumen gepflanzt. Vor kurzem bauten Studenten der TU im Rahmen eines Projektes eine Jurte für den Garten, die zwischen den Blumen und Hecken herausragt wie ein kleines Zirkuszelt.

Früher stand auf dem Gelände eine DDR-Kita. Wo früher die Eingangshalle war, blühen jetzt Sonnenblumen und Kürbisse. „Für viele ist das gemeinschaftliche Gärtnern eine ganz neue Erfahrung“, sagt Anna Härtel. Es gebe viele Einzelkämpfer, die man zusammenbringen müsse. In absehbarer Zeit will die Initiative den Anwohnern das Feld überlassen. „Bis dahin wollen wir das Wasserproblem gelöst haben“, sagt Härtel und lacht. Es hat gerade angefangen zu regnen.

Am 15. September um 10 Uhr wird im Nachbarschaftsgarten in der Wiecker Straße 8 Müll gesammelt, Erde verteilt, werden Sträucher gepflanzt. Im Anschluss können sich alle Helferinnen und Helfer bei Kuchen und Kaffee stärken. Kontakt können Sie zu den Initiatoren dieser Veranstaltung über einen Klick auf die Karte oben aufnehmen.

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